Dienstag, 21. April 2009

Aufklärung großer (sprachlicher) Missverständnisse: Teil 1 – Weltuntergang.

Ob Finanzmarkt in einem Blubberblasenspektakel zu Boden kracht; die Weltwirtschaft irgendwohin, nur nicht nach oben wächst; die Polarkappen schmelzen und den Ozeaniern allmählich das Wasser bis zum Halse steht oder einfach nur mal wieder eine alte Prophezeiung es interpretieren lässt: Bald wird wird vom Weltuntergang gesprochen. Untergehen wird sie aber so schnell nicht - voraussichtlich erst in weniger als 5 Milliarden Jahren, wenn die Sonne als Roter Riese erwächst.

Bis dahin wird es hier wohl cooler zugehen, wenn auch nicht unbedingt für die Menschheit. Was, aufgrund der Untaten dieser Spezies der intelligentesten Trottel des uns bekannten Universums, auch immer untergehen wird, es wird im schlimmsten (oder vielleicht doch besten) Fall die Menschenwelt sein. Die übrige Welt, die manche auch Erde nennen, wird weiter bestehen.

Selbst wenn die größenwahnsinnigen Anführer der Menschenhorden irrtümlich einen Atomkrieg über das Angesicht des Planeten fetzten ließen, würden manche Arten überleben und all jene Wesenheiten, die wir dem Bereich der Natur (als vermeintlichen Gegenpart zu dem was wir gerne „Kultur“ heißen) zurechnen, würden wieder aufstehen und weiter machen, mit Evolution, Leben und Sterben, Spaß und Langeweile.

Es ist natürlich für diese unsere Überheblichkeit bezeichnend – die wohl in den, neuerdings von ein paar der miesesten Exemplare unserer Spezies angeblich entdeckten, Kultur-Genen begründet ist –, dass wir uns nicht nur als Mittelpunkt und Krönung der Schöpfung betrachten, sondern uns auch noch einbilden, dass es nichts mehr geben wird, wenn wir eines Tages nicht mehr sind (nicht als Individuen, schließlich vögeln wir gerne, sondern als biologische Art). Wenn wir uns eines Tages oder Nachts doch noch in die Luft jagen sollten, wir Homo Suicidiumus, dann würden wir ganz schön blöde schauen, was da alles noch nach uns kommen würde; aber dann ist jede Eifersucht sinnlos.

Montag, 20. April 2009

Vielgestalt Menschenheit

Ein Staat ist kein Land,
Demokratie ist keine Kultur,

Ein Volk nicht Bevölkerung,
Eine Ethnie keine Mehrheit,

Das Gesetzt in ihrer Hand,
Belebt Gerechtigkeit sie nur;

Führt zu ihrer Vereinigung:
Die Vielgestalt Menschenheit.

Mittwoch, 15. April 2009

SchülerInnen-Instrumentalisierung ist fade

PISA-Test boykottieren, das sei eine politische Instrumentalisierung von SchülerInnen, durch ÖVP-nahe SchülerInnen-VertreterInnen, so die Stimmen des SPÖ-Bildungsministerium. Na und? – hallt es zurück in mir. SchülerInnen werden seit jeher instrumentalisiert – so wie alle StaatsbürgerInnen -, nicht nur von politischen Akteuren, ebenso von der Wissenschaft, der Wirtschaft und den Erziehungsberechtigten.

Die PISA-Studien gibt es seit dem Jahre 2000, das Bildungssystem (und seine Qualität) hat das bisher nicht einmal tangiert, was den Verdacht erweckt (den auch gewisse Äußerungen von Verantwortlichen um das Thema verstärken), dass es sich hierbei um die Konstruktion eines Indikators für die lukrativsten Poole zukünftiger ArbeitsnehmerInnen handelt, auf welchen internationale Unternehmen (aus den OECD-Ländern) zugreifen können.

Die zahlreichen Flyer und Werbeplakate, die österreichische Schulen belagern, sollten die SchülerInnen zu guten Konsumenten erziehen und dennoch geht die Wirtschaft weltweit zu Boden – da können jene Jugendliche, die noch über ein Einkommen verfügen, so viel konsumieren wie sie gedrängt werden zu wollen.

Geschichts- und Sachbücher füllen die SchülerInnen mit allerlei freundlich gestalteter Information, die Autoren-Interpretation des Inhaltes lässt aber nicht daran glauben, dass man die SchülerInnen zu selbständig denkenden BürgerInnen erziehen will.

PISA instrumentalisiert für die Wissenschaft und was die mit den Informationen wirklich macht, weiß die OECD vermutlich selbst nicht. Sponsoren und ihre Werbemaßnahmen an den Schulen instrumentalisieren für die Wirtschafts-Gewinner; Gewisses Lehrmaterial und so manche LehrerInnen instrumentalisieren für den Glauben an ein bestimmtes Weltbild; Politische Parteien instrumentalisieren über ihre Schülervertretungs-Organisationen (die eigentlich schulische Partei-Vertretungen heißen müssten) für bestimmte politische Vorstellungen und Haltungen; Erziehungsberechtigte instrumentalisieren die SchülerInnen für ihre Erziehungsvorstellungen oder Ideologien, deren Bestrafungs- und Belohnungssystem sie eng an das Schulsystem koppeln – Und all diese Instrumentalisierungen scheitern.

Wenn man also meint, man solle SchülerInnen nicht instrumentalisieren, so liegt man damit verdammt richtig – Getan wird es dennoch, in der Aufzucht jener jungen Menschen, die das bestehende System in Zukunft mit ihren Körpern, Gedanken und Seelen mästen sollen, anstelle dieser man ihnen nicht beibringt, wie man es verbessern kann.
Nur wenn SchülerInnen gelehrt bekommen, was für ihr gegenwärtiges und zukünftiges Leben von wahrem Wert ist, sind sie nicht instrumentalisiert. Nur wenn der Staat für die SchülerInnen unterrichten lässt, statt für sich, sind SchülerInnen nicht instrumentalisiert - und werden umso besser für den Staat sein.

Donnerstag, 9. April 2009

Experten

Experten: Sie sind gefragt,
Ob laut, ob leise, jung, betagt,
Ein Titel wie dieser ist leicht erhalten,
Klingt durch alle Medienanstalten,
Selbst wenn die Expertise ewig versagt.

Ein Limerick als Intro mag ein fraglicher Anfang sein, aber jetzt einmal ehrlich: Experten für alles Erdenkliche, die uns in den Medien die Welt erklären, sind schneller gefunden, als SexarbeiterInnen am Wiener Gürtel. Experten erhalten diesen Titel für und von der Öffentlichkeit, der sich jeder Kontrolle, jeglicher Jury entzieht; dennoch beraten sie die WirtschaftsakteurInnen und PolitikerInnen bis alle Blasen aufgebläht und geplatzt sind und wenn das ganze, mit Mühe am Leben erhaltene System, dank ihrer Expertise, röchelnd im eigenen Dreck liegt, dann beraten sie weiter. Warum auch nicht? Solange in einer demokratischen Gesellschaft gewisse Einfallspinsel das Etikett Experte/Expertin am ausgestreckten Mittelfinger den weniger Einfallsreichen entgegenhalten können, wird zu ihnen aufgeblickt. Dann genügen verdrehte, ständig abgeänderte, etymologisch und logisch nicht nachvollziehbare Begriffe, Phrasen und Wortkonstrukte, mit denen man noch abstruser verdrehte Satzkonstrukte verformuliert, schon sind die Selbstbewusstlosen schmähstad (sprachlos).

Woher kommt diese unbegründete Ehrfurcht vor selbsternannten intellektuellen Eliten? – zu denen man bereits angehören möchte, wenn man Golf spielt, Polo Shirts trägt und eine Tageszeitung auf dem Kopf balanciert. Woher kommt diese Furcht vor der eigenen intellektuellen Stärke und Autonomie in der breiten Bevölkerung? Denken ist kein Geburtsrecht eines von Inzuchtkrankheiten gezeichneten, geistigen Adels.

Nun kommen Experten nach gewissen Studien zu dem Schluss, dass Kinder aus so genannten „Arbeitslosen- und Migrantenfamilien“ besonders Armutsgefährdet seien: Welch eine Erkenntnis! Dies kann man wunderbar diskutieren, die Ergebnisse von Experten über Naheliegendes, ihren Weg dorthin und was das alles für die Gesellschaft bedeuten könnte, wenn die Gesellschaft es wissen wollte. Man kann es thematisch zerpflücken, zerkleinern, pürieren, verkochen, wieder aufwärmen und irgendwelche Appelle an eine Regierung herausbacken, die nicht hören muss, weil sie für vier bis fünf Jahre gewählt wurde, um sich im Parlament zu verbarrikadieren und durch Experten vorauskalkulierte Pläne (für die nächsten vier- bis fünf Jahre) abzuarbeiten. Gehen die Pläne aber nicht auf und mischt sich eine, von Nicht-Regierungs-Experten, so genannten Fachleuten, durchaus prophezeite Weltwirtschaftskrise hinein, so werden die Regierungsexperten nicht gefeuert, der Kurs nicht geändert, das eigene Handeln nicht hinterfragt, sondern erst einmal die selben Regierungsexperten befragt.

Die sollen dann herausfinden, was überhaupt geschehen ist und daraufhin einen Vier-bis-Fünfjahres-Plan ausarbeiten. Wundert sich jemand, wenn die alten Experten nicht Expertenversagen als Fehlerquelle diagnostizieren? Es wird offenbar auch niemand misstrauisch, wenn die Wirtschaftkrise, an der Heerscharen an Experten unterschiedlichen Terrains mitwirkten, aus der Sicht der Mitverantwortlichen „bekämpft“ wird, indem man noch mehr (Steuer-)Geld in die schwarzen Taschen-Löcher der Mitverantwortlichen wirft.
Irgendwann wird das Loch schon gestopft sein, hoffen die Experten und freuen sich auf ihre Pensionen. Daraufhin ist dann jedermensch erstaunt, dass die Regierungen ihre Ausgaben drastisch senken müssen, weil nix mehr zum ausgeben da ist. Wo ist bloß das ganze (Steuer-)Geld hin verschwunden? Die Experten haben keine Ahnung und damit ausnahms- und paradoxerweise Recht.

Wenn ein Mensch, der den Titel des Experten erst einmal trägt, rät, man möge sich nicht nach Spekulationen, sondern Fakten orientieren, so wird im Publikum eifrig zugenickt. Wenn dieser Experte mit seinen übrigen Ratschlägen allerdings ewig versagt, so werden diese Ergebnisse als Fakten nicht berücksichtigt, sonder eifrig weiter spekuliert, warum alles anders gekommen ist, als eigentlich geplant war - Dann werden Experten-Honorare ausbezahlt.

Mein Appell lautet daher: 1) Fürchtet euch nicht vor eurem eigenen Denken und vertraut auf eure eigene Urteilskraft, auch wenn ihr kein Phrasenbuch oder Fremdwortlexikon ihm Nasenloch stecken habt.
2) Wenn ihr einem Menschen mit dem Titel „Experte“ begegnet,der diesen für selbstverständlich und seine Expertise für päpstlich erachtet, so verpasst ihm einen ordentlichen Tritt in den Hintern.

Montag, 6. April 2009

Sturmauge meines Seins - daraus

Aufgetautes Gefühl von elektrischer Herdwärme, s’fließt dahin. Vier Bier und ein paar Kilometer Spaziergang, begleitet - Begleitet von umschwärmenden Erinnerungen oder dem, was aus ihnen wurde. Gute Freundschaft genossen. Gelacht hatten wir herrlich und wie vor 10 Jahren war da dieses Wirken von Bändern um unseren Bauch, um unser Zwerchfell, doch unsere Erfahrung machte uns das Jetzt ganz klar.
Und du handeltest einst an einem mystischen Ort, in der Küche, mit allen ihren Werkzeugen und große Kinderaugen folgten mütterlichen Händen beim Werk. Jetzt bist du schneller, das Notwendige ist rasch vollbracht, die Geheimnisse sind gekannt und das Mysterium liegt in der Frage: Wie konnte das alles kommen, wenn es doch so klar vor uns lag, ohne dass wir es sehen konnten. Man mag ans Schicksal glauben, beim Karottenschneiden.
Liebe, ja da ist’s, dies Fühlen. Über nass-dunkle Hügel liegen in mir die einzelnen Menschengestalten, verteilt unter einem dünkelnden Himmel. Manche stehen oder sitzen eng bei einander, andere allein, unter dem Schirm eines windgewogenen Baums, blicken empor. Rätselraten und bewundern.
Ich bin im Sturmauge meines Empfindens, meines Tiefenwahrnehmens. Wo bist du?

Samstag, 4. April 2009

Pirschen im Blätterwald II: Discount-Politik

Die Wahlkampfplakate der FPÖ sind mit großen, abgerundeten und fett umrandeten Lettern bedruckt, auf ihnen findet sich kein vollständiger, deutscher Satz - nur verstümmelte, dümmliche Slogans und undurchdacht gesetzt erscheinende Stichpunkte. Ein überdimensionales, blauäugiges Gesicht grinst unnatürlich dem Betrachter entgegen. Das erinnert an Produktwerbung für Kinder und Discount-Angebote in Printmedien und hat Methode: Die FPÖ bietet Billiges für Kinder (im Geiste) und Menschen die nicht gerne lesen.

Pirschen im Blätterwald I: Antinazispray

Geraschel. Es ist nicht neu, dass visuell-drastische Botschaften gegen Nazis bzw. Rechts öffentlich erscheinen. Fäkalhumor auf Toiletten: wo wenn nicht dort. Doch ein Hakenkreuzmännchen, das vor einem anderen, mit einem Knüppel bewaffneten davonläuft (auf der Titelseite von „Faktor“, der Zeitschrift der sozialistischen Jugend Wien) symbolisiert eine linke Gegenbewegung die nicht nur ihrerseits abhängig vom rechten Feindbild wurde, sondern ideologisch teilweise kollabierte und nun nicht mehr gegen- sondern gleichzieht.

Brutale Gewalt gegen Andersdenkende – nicht nur auf dem „Faktor“-Titelbild – darzustellen bleibt verabscheuenswürdig und primitiv, auch wenn die Namen von Opfer und Täter verändert wurden. Wer der Nazi-Ideologie zu Recht keinen Glauben schenkt, wie die Linken von sich sicherlich behaupten wollen, der erkennt an, dass alle Menschen von Geburt an gleich(wertig) sind, unabhängig beispielsweise von Parteizugehörigkeit oder politischer Einstellung. Wer solches anerkennt unterscheidet nicht zwischen Opfer und Opfer, Täter und Täter: Ob Homosexuelle, Roma, Juden, Menschen mit Behinderung vertrieben und geprügelt werden oder ein Neonazi, ändert nichts am Verbrechen, es bleibt Verbrechen. Es sei denn, Antifaschisten wollen sich zu Richter und Henkern in einem machen, weil sie keinen anderen Weg kennen, weil sie den physischen Gewaltkonflikt benötigen, womit sie sich aber – ebenso wie die Neonazis – zu Feinden der Demokratie, der Republik machen würden. Wollen sie eine Tyrannei abschaffen, um sie durch ihre eigene Tyrannei zu ersetzten?

Natürlich gibt es welche, die solche Bilder, unter dem Motto „hau den bösen Nazi“ ausschließlich mit Humor betrachten; es handelt sich aber dennoch um ein öffentliches, politisches Statement ohne besondere Rahmenbedingungen, die z.B. einer Satire auferlegt sind, die man als solche (an)erkennen kann. In der Politik wird praktisch alles zu einer ernsten Angelegenheit, selbst das politische Kabarett.
Zweierlei Maß ist ein Graus und eine Krankheit in einem Rechtstaat: Auch inhaltlich kann man sich nicht über illegale Aktivitäten von Neonazis beklagen und zugleich die eigenen illegalen Taten rühmen und gutheißen – es sei denn, man will die Gesellschaft spalten, wonach je eine Spalte behauptet die andere gehöre nicht dazu.

Wenn man Häuser besetzt und Wände besprayt, und die Nazis machen es ebenso, kommt es einer heuchlerischen Kriegshandlung gleich, wenn man zur Polizei, gleichsam wie einzelne Warlords zur UNO, läuft, um dort die Nazis zu verpetzen – Nur im Krieg ist alles erlaubt, wie die Kriegstreiber gerne sagen. Wenn aber ein Warlord, noch mit der eigenen Landmine unter dem Arm, bei der Weltpolizei Beschwerde gegen die Landminen des anderen Warlords erhebt, belastet er sich selbst ohne es zu wissen – und was kann erbärmlicher sein.

Diese ganze Drastik in der Antinazi-Propaganda, die sich der Nazipropaganda (die lediglich auf anderen Ebenen zu agieren gezwungen ist) angleicht, führt zu Gegenteil des gewünschten Zieles – Man führt die antifaschistischen Bestrebungen ins Absurde.

Freitag, 3. April 2009

Suche Tao

Einbildung ist der schnellste Weg zur Torheit,
Ruhmsucht lässt deinen Ruhm rasch fallen,
Eitelkeit führt bald zur Hässlichkeit,
In Hochmut wird alle Würde verhallen.

Werde ein Tor um dich zu bilden,
Bescheiden fängst du Ruhm dir ein,
Verwirf allen Schmuck um Schönheit zu finden,
Durch Maßhaltung wirst du gewürdigt sein.

Suche Tao,
Finde Tao.