Freitag, 17. Dezember 2010

Vielleicht ohne Zweifel

Schöne Menschen sehe ich zahlreich, also verstecke ich Eros, in den noch hellen Gängen, nahe der Haut. Von den weiten Fenstern aus, kann er das Universum betrachten; du aber wirst nicht in mein Inneres blicken, ehe du stehen bleibst und wartest, dein Auge sich ans Zwielicht gewöhnt.

In den Herzkammern schöpfte ich Papiere aus gespiegeltem Licht, in der Einsamkeit des hohen Waldes druckte ich Zerrbilder der Erinnerungen, in ihren Stunden des Werdens und Vergehens; in den dunklen Räucherkammern versenkte ich sie, in mein Bier.

Geräucherte Atemzüge, geräucherte Augenblicke, Zerrbilder getaucht in Bier, konserviert, verstaut, verborgen – und doch hielt nichts davon, an mir fest, als die plötzliche Leichtigkeit meines Sinns mich überraschte. Ich setzte, aber es war kein Spiel.

So vieles ging verloren, an papiergebannten Illusionen und selbst das Papier, war nicht echt. Verloren sind die verborgenen Fragmente, deren Existenz niemand bezeugen kann. Ich aber zeuge Vergessen, kleine Inseln, im Sturmmeer des Erinnerns.

So vieles ging verloren, dass ich mich nicht mehr an den Verlust erinnere. Auf den Inseln meines Vergessens, schaffe ich Erinnerungen, an Augenblicke und Atemzüge, die ich nicht erleben musste, um ihren Eindruck zu haben, da, schmerzlich, schön genug.

Mein Gedächtnis lebt. Mein Gedächtnis ist eine Gemeinschaft. Es ist nicht nur mein Vergessen und Erinnern, es ist ebenso das, anderer Menschen. Bin ich für verrückt erklärt, so dank ich euch. Die Menschenmasse bewegt sich wie der Verdauungstrakt, irgendwann bis du rechtgerückt oder ausgeschissen – verrückt aber, bist du jedenfalls. Ja, auch du.

Die Reise des Verrückten geht dorthin, wo er sich als Nerd entdeckt, wo er immer war, wohin er immer zurückkam, es nicht wagte, von Heimat zu sprechen, wo er geblieben, wäre er nicht von allen Gassen angezogen. Nur im Wandern, kommt von Heimat eine Ahnung auf.

Die Hässlichkeit der Menschen sehe ich zahlreich, also zeigt sich Eros auf den Zinnen. Kalt ist es da, deshalb zeigt er ihnen nur die Zähne, über dem grauen Feld, auf dem das Universum so fern gewähnt.

Ist es zu stille und zu nahe, sehe ich deine Fratze – aber deine Wunden, deine Narben auch, um zu wissen, worauf ich achten muss, wenn ich von der Ferne komme. Ich komme, um zu gehen, wiederzukehren und immer wieder zu bleiben.

Der kalte Schneesturm wärmt mich dann, wenn ich ihn durchschritten habe, in der Ruhe, die ich finde, wenn ich tobe – gemeinsam toben wir, aber was finden wir? Stärke in der Schwäche, vielleicht Hass, vielleicht Zorn; Schwäche in der Stärke, aber dort auch Demut, Selbstwert darein; Ohnmacht in der Macht und Macht im Verzicht.

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