Dienstag, 8. September 2015

Schule ab 7 Uhr? Morgens? Der Untergang der SPÖ

Zum ersten Schultag meiner Tochter

Erster Schultag. Ich bin hundemüde. Die Schultüte schwer. Selber schuld. Meine Tochter zählt ihr eigenes Gähnen. Freut sich aber schon, aufgeregt.
Die beiden Lehrerinnen wirken so nett wie beim ersten Elternabend. Schicken uns Eltern mit einem Schmäh aus der Klasse und mich damit in die Arbeit.
Meine U-Bahnzeitung heißt Der Standard. Was muss ich da lesen? „Für die SPÖ soll die Schule schon um sieben beginnen“. Ja leck mich doch am Arsch! !Was?

Normalerweise sehr geschätzte Frau BMBFinisterin: Wenn man im Dialekt daherredet, klingt man leiwander und bildet sich deshalb ein, sowieso Recht zu haben. Aber Einbildungsministerium und Rechthaberministerium werden immer noch von der ÖVP besetzt.

Das vielgelobte Schulsystem der skandinavischen Länder ruft seine Kids um 09:00 in die Klassen. Ein späterer Schulbeginn entspricht den Empfehlungen der Expert_innen. Ist besser fürs Kinder- und Jugend-Hirn. Ich kann's nachvollziehen.

Nicht nachvollziehen kann ich, dass sich Heinisch-Hosek offensichtlich an der Schweiz orientiert, wo die Schule so früh beginnt, weil alle Kinder mit den Bergziegen aufstehen. Die Folge: Die Schweizer_innen können keine ihrer drei Sprachen richtig sprechen und ihr Dialekt klingt eindeutig nach Koffein-Überdosis.

Diktatur der Frühaufsteher_innen

Wäre natürlich super, wenn Eltern, die sehr früh aus dem Haus müssen, ihre Kinder entsprechend früh irgendwo unterbringen können. Das bedeutet aber nicht, dass der Unterricht und damit das Aufstehen zu unchristlichster Zeit für alle Pflicht werden müsste.

Der Großteil der Menschheit – das wage ich zu behaupten – ist biorhythmisch auf den Sonnenaufgang programmiert. Jedenfalls sind Frühaufsteher_innen ganz sicher in der Minderheit. Es gibt keinen Grund, dass der große Rest sich der Chrono-Dikatur der Bauern und Bäckerinnen unterwirft.

Der frühe Vogel ist ein Depp

Auch evolutionär nicht: Der frühe Vogel fängt gar nix, weil's noch finster ist. Vögel sind keine Fledermäuse und in der Dämmerung lauert die Katze. Das sollten wir spätestens im Sachunterricht gelernt haben.
Wenn ich aber – trotz angekündigter Lockerheit, „viel Bewegung“ und „viel Spaß“ zwischendurch – die Kinder allerspätestens um 06:00 Uhr aus dem Bett zerren muss, damit ich ihnen noch ein Frühstück einwerfen kann, dann wissen die Schüler_innen am Ende des Tages nicht mehr, was sie in den ersten Stunden angeblich gelernt hätten. Oder wie sie überhaupt an diesen seltsamen Ort gekommen sind. Glauben Sie mir, in diesem Bereich bin ich Experte.

Weniger ist Mehr

Mein Kind kommt in eine Mehrstufenklasse. Das System macht Sinn. Auch werden – wie am Bundesparteitag der Sozis gewünscht – gerade die Schulanfänger_innen nicht überfordert. Auflockerung zwischendurch ist ein Muss. Abgesehen davon, dass die Lehrerinnen über zu wenig Unterrichtseinheiten klagen, mache ich mir wenig Sorgen.

Es kommt mir sogar entgegen, wenn die Schule keine Zeit für Schwerpunkte hat. Diese wähle ich lieber privat, je nach individuellen Neigungen meines Kindes, als sie dem Zufall des Schulstandortes zu überlassen. Ich möchte an der Bildung meiner Tochter schließlich teilhaben.
Lesen & Schreiben, Rechnen und Sachkunde sind für die Volksschule meines Erachtens ausreichend herausfordernde Ziele. Dann kommt auch noch Englisch dazu.

Und in der Kürze liegt die Würze

Besser wäre es, deren Verfolgung auf kürzere Zeiteinheiten zu fokusieren, als sie in „leicht verdaulichen Portionen“ über einen längeren, ermüdendend Zeitraum auszudehnen. Dann gibt's auch mehr Zeit zwischendurch zum Pausieren und Wissenverdauen. Wenn die Schule später beginnt, müssen die Kinder auch weniger Zeit im Hort verbringen.  

Untergang der SPÖ

So banal wie Mehr-Weniger- und Kürze-Würze-Floskeln ist der Hauptgrund meiner Ablehnung, die Schule schon um 07:00 beginnen zu lassen: Niemand will noch früher aufstehen. Außer sich selbst vom Aussterben bedrohende Vögel. Und Gabriele Heinisch-Hosek, aber die muss ja und will jetzt offenbar, dass wir alle mit ihr leiden.

Dadurch müssten auch Lehrer_innen noch früher in der Schule sein. 1. Würde deren Unausgeschlafenheit den Lernerfolg gefährden. 2. Haben die eine Gewekschaft. 3. Dürfte sich die SPÖ bei der nächsten Wahl  von den Stimmen des Schulpersonals und der Eltern verabschieden.

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