Sonntag, 5. Juli 2015

Nachtprotokoll: Happy Independence Day

Yes, I can see...

4.Juli. Amerikanischer Unabhängigkeitstag. Wären nicht NSA und TTIP und all die Boomerang-Kriege im falschen Namen der Weltherrwirtschaft – mit Folter und Mord – und die Schizophrenie der us-amerikanischen Gesellschaft bishin zum Präsidenten, dem Dr. Jekyll der Weltpolitik, ich würde diesen Tag mitfeiern. Ein Schlag gegen das britische Empire, dank einer Bande von Freimaurern und Aufklärungsanhänger_innen. Philosophie in der Politik! Revolution!

Unamerikanisch

Heute gilt das als unamerikanisch. Die Mächtigen lassen es die Ohnmächtigen so glauben. Und wir vergessen deshalb gerne, was wir den jüngeren Amerikaner_innen verdanken. Faire Gerichtsprozesse nach den schwersten Kriegsverbrechen in der Geschichte Europas. Schuldenschnitt für's deutsche Ex-Reich. Wiederaufbau. Jazz! Und Rock'n'Roll, Baby! Auch F.D. Roosevelt war ein Anhänger der Aufklärung. Ein aktiver Machtmensch gegen den Neoliberalismus. Heute ebenfalls undenkbar. Allerdings hatte auch er es nicht leicht. Zum Glück hatte er vom Rollstuhl aus mehr Rückrat, als alle seine Nachfolger.

Flüchtlinge


Übergang zu den Flüchtlingen dieser Welt. Wäre es leichter, wenn sie innerhalb Europas fliehen würden? So wie damals? Für die anderen Flüchtlinge?
Wir fliehen alle. Beispielsweise vor der Wahrheit, dass das finanzpolitische Machtsystem, das uns mittlerweile fest im Würgegriff hat, uns alle unterwirft, uns allen schadet.
Aber noch geht es einigen von uns nicht schlecht genug. Darum greifen wir – in unserer tatsächlichen Verzweiflung – zu den letzten instinktiven Mitteln zurück, die wir aus unserer Kindheit noch kennen – und damals begriffen wir ähnlich wenig von der Welt: Wir ignorieren das Problem. Tun so, als ob es nur andere beträfe. Geteilt, dann beherrscht.

Ochi

Man sieht es an Griechenland und Troika. Egal wie oft uns der Verstand überzeugt, dass die politische Show dieser Tage nicht mehr ist als eben eine solche, immer wieder übermannt uns die verführerische Rhetorik der Journailie: Die müssten doch... Das geht so nicht... Wo kämen wir denn dahin... Und der Varoufakis ist viel cooler als erlaubt... Wir hören uns an, wie die Spießer, die immer auf der falschen Seite der Geschichte stehen.

Menschsein

Draußen tönt das Sommerfest durch den nächtlichen Ozon-Smog. Meine Tochter schlief an meiner Seite ein. Meine Tochter. Ich beobachtete sie, wie sie mit anderen Kindern über die dunkle Wiese lief, mit der Taschenlampe Insekten suchte, das Fahrrad der Nachbarin ausprobierte. Das genügt mir, ich empfinde dabei eine unermessliche Freude. Und ich lerne, was Liebe bedeutet.

Die größte Liebe und die größte Sorge. Was wenn ihr etwas zustöße. Mein Schmerz würde das Universum entzweireißen.
Nun gibt es Eltern, die ihre Kinder im Mittelmeer ertrinken sehen. Kinder, die ihre Eltern im Granatenhagel der Kriege zerfetzt sehen. Mein Alptraum ist für sie wahr geworden – das größte Grauen von allen.

Mitleid

Mitleid gilt dieser Tage als Schande. “Ich will dein Mitleid nicht!”, “Schau mich nicht so mitleidig an!”, “Du Opfer!”. Empathie, Mitgefühl gilt nicht nur als Schwäche, sondern auch als Beleidigung. Das ist die ureigene Perversion des Faschismus, jeder Tyrannei.
Das Menschenwesen kann ohne Empathie nicht exisitieren. Die Verwirrten wollen das Mitgefühl den Religionen überlassen, den Teleshops der Philosophie. Die “Liebe zur Weisheit”. Sie ist die Grundlage unseres heutigen Wohlstands, den zu viele durch Ignoranz und Aberglaube zu verteidigen suchen.

Kant

Die Wurzel des Erfolgs unserer modernen Demokratien ist ein einziger Begriff, den man per Spruch-Bildchen über die “sozialen Netzwerke”streuen sollte, anstelle dieser ganzen verschissenen Binsenweisheiten. Ein Begriff: Kategorischer Imperativ.
Wie kann man damit keine Flüchtlinge aufnehmen wollen? Give me freedom or give me death!



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