Noch einmal: Die berufspolitische Griechenland-Debatte
hat mit Ökonomie so viel zu tun wie Homöopathie mit Medizin.
Fakten, Rechnungen, Zusammenhänge werden eingestampft und als
politische Spielkarten wieder ausgespuckt.
Die Massenmedien berichten
über alle Details des Pokers, nur nicht über das Wesentliche: Woher
kommt's, warum ist's und wem nützt es (wie)?
Das öffentliche Gedächtnis wird an der kurzen Leine gehalten. Jeder Rückblick reicht meist maximal bis 2010. Man listet die Sitzungsdaten auf. Die Inhalte bleiben Hörensagen.
Die Methoden des Sezessionskrieges
Von Anfang an wurde der mögliche Exit Griechenlands aus der „Währungsgemeinschaft“ eingestreut. „Grexit“, Wortspiel, jugendliche Internetsprache: Der Wimpel des politischen Marketings. Wenn Bedürfnisse fehlen, müssen sie erschaffen werden.
Das öffentliche Gedächtnis wird an der kurzen Leine gehalten. Jeder Rückblick reicht meist maximal bis 2010. Man listet die Sitzungsdaten auf. Die Inhalte bleiben Hörensagen.
Die Methoden des Sezessionskrieges
Von Anfang an wurde der mögliche Exit Griechenlands aus der „Währungsgemeinschaft“ eingestreut. „Grexit“, Wortspiel, jugendliche Internetsprache: Der Wimpel des politischen Marketings. Wenn Bedürfnisse fehlen, müssen sie erschaffen werden.
Inzwischen sollte man sich fragen, wo im Euroraum das Substantiv „Gemeinschaft“ herkommt und/oder hingehörte. So wie die übrigen Eurofinanzminister_innen, ihre EZB, deren Kommission mit dem „Partner“ Griechenland umgehen, muss man eher von Wirtschaftskriegsgegnern sprechen, von einem Wirtschaftsbürgerkrieg.
Sezession: Reicher Norden
gegen armen Süden. Der verwüstete Gegner muss irgendwie am Leben
erhalten und an der Leine gehalten werden, sonst folgt erneute
Rebellion – auch in anderen Regionen. Politik vom Feinsten, aber
null ökonomischer Sachverstand.
Antike und heutige Mythen
Grexit oder „Gray“ (Greece-Stay) sind hierfür genauso egal wie übrigens der Mythos, dass uns Athen die Demokratie gebracht hätte. Die „Demokratie“ des antiken Sklavenstadtstaates schloss alle aus, bis auf eingeborene freie Männer, die in der Regel wohlhabend und alt sein mussten, um politischen Einfluss nehmen zu können; und die gerne kritische Philosophen hinrichten ließen. Alt-Griechenland ist daher nur die Wiege jener Pseudo-Demokratie auf die wir gerade zusteuern.
Antike und heutige Mythen
Grexit oder „Gray“ (Greece-Stay) sind hierfür genauso egal wie übrigens der Mythos, dass uns Athen die Demokratie gebracht hätte. Die „Demokratie“ des antiken Sklavenstadtstaates schloss alle aus, bis auf eingeborene freie Männer, die in der Regel wohlhabend und alt sein mussten, um politischen Einfluss nehmen zu können; und die gerne kritische Philosophen hinrichten ließen. Alt-Griechenland ist daher nur die Wiege jener Pseudo-Demokratie auf die wir gerade zusteuern.
Das Panik-Pech des
unkontrollierten Marktes kann auch Staaten treffen, die keiner
Währungsunion angehören. Die Schmähs, die von den Kreditgeiern
danach angewandt werden, ebenso.
Wenn ich ohne Hose
dastehe, ist es mir zunächst egal, welche Marke drauf steht und wer
sie mir herrunterzog. Es ist auch unklar, ob es besser oder
schlechter ist, wenn es die eigene europäische Familie war.
Europa kann nicht
vor sich selbst weglaufen
Man darf auch nicht
vergessen, dass Griechenland jedenfalls Teil der EU bleibt. Der Rest
der angeblichen Gemeinschaft kann sich also nicht vor seiner
entsprechenden Verantwortung drücken. Es wäre daher schon
vorgestern an der Zeit gewesen, das Krisenmanagement jenen zu
überlassen, die nicht nur an ihre persönlichen Interessensklüngel,
sondern an das Interesse der europäischen Gemeinschaft denken.
Selbige sollte übrigens
nicht zu vorlaut werden. Österreich beispielsweise hat eine ähnlich
hohe Staatsverschuldung wie Griechenland, was genauso katastrophal
enden würde, wenn Investor_innen innerhalb kürzester Zeit ihr Geld
abzögen. Dann würde man nicht nur die privaten Schulden der
Hypo-Alpe-Adria den österreichischen Steuerzahler_innen umbinden.
Dieser Bär würde um ein vielfaches anwachsen. Und die deutschen
Medien würden die Ösis ebenso als faul, chaotisch und wertlos
darstellen wie sie es mit den Griech_innen machen.
Wirtschaftskriegspropaganda.
Paradoxien bedeuten Ahnungslosigkeit
Die Alpen-Republik zahlt Milliarden an die Bayern, weil diese Herrenmenschen der Euro-Wirtschaft – die ihre heutige Vormachtstellung Schuldenschnitte und Wiederaufbauhilfen verdanken, die ihnen andere gewährten – irgendwann verdammt schlechte Geschäfte über die Hypo abwickelten.
Paradoxien bedeuten Ahnungslosigkeit
Die Alpen-Republik zahlt Milliarden an die Bayern, weil diese Herrenmenschen der Euro-Wirtschaft – die ihre heutige Vormachtstellung Schuldenschnitte und Wiederaufbauhilfen verdanken, die ihnen andere gewährten – irgendwann verdammt schlechte Geschäfte über die Hypo abwickelten.
Es ist also gelungen, das
Vergemeinschaften von privaten Schulden zur europaweiten Normalität
zu machen. Hierfür küssen die Neoliberalen sogar die öffentliche
Hand, die sie ansonsten nie und niemals bräuchten. Nur die
radikalen Linken wehren sich gegen diesen Machtmissbrauch bzw. dessen
Folgen und werden dafür von den Demagogen des erbärmlichen
Mittelmaßes angegriffen.
Im Standard konnte man
unlängst lesen, dass der von intelligenten Menschen prognostizierte
Zusammenhang zwischen Sparmaßnahmen und Schuldenanstieg in
Griechenland paradox wäre. Dass ich immer noch Abo habe, das ist
paradox!
PS: Nicht weniger manipulativ wie die übliche Sprachlichkeit ist der theatralische Einfall, Deutschland bzw. die Merkel-Regierung als alleinige Gegenspielerin darzustellen. Zum Einen weiß die rechte Gehirnhälfte der Kanzlerin offenbar nicht, was die linke spricht (Es reicht! Aber die Tür bleibt offen.). Zum Anderen sind "Mutti" und ihre Mannschaft auch nur so groß wie die Medien sie aufblasen.
Exportüberschuss und Populationsspitze alleine sollten keine Sonderrechte in den europäischen Institutionen garantieren. Dass dies aber so dargestellt wird, kann nur bedeuten: Die anderen Mächte Europas wollen es so.
Rein berufspolitisches Denken: Sollte tatsächlich alles die Styx runtergehen, wären wieder einmal die Deutschen Schuld. Vermutlich sind die österreichischen Medien in der Griechenland-Krise deshalb so hin und hergerissen.
PS: Nicht weniger manipulativ wie die übliche Sprachlichkeit ist der theatralische Einfall, Deutschland bzw. die Merkel-Regierung als alleinige Gegenspielerin darzustellen. Zum Einen weiß die rechte Gehirnhälfte der Kanzlerin offenbar nicht, was die linke spricht (Es reicht! Aber die Tür bleibt offen.). Zum Anderen sind "Mutti" und ihre Mannschaft auch nur so groß wie die Medien sie aufblasen.
Exportüberschuss und Populationsspitze alleine sollten keine Sonderrechte in den europäischen Institutionen garantieren. Dass dies aber so dargestellt wird, kann nur bedeuten: Die anderen Mächte Europas wollen es so.
Rein berufspolitisches Denken: Sollte tatsächlich alles die Styx runtergehen, wären wieder einmal die Deutschen Schuld. Vermutlich sind die österreichischen Medien in der Griechenland-Krise deshalb so hin und hergerissen.
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