Freitag, 1. Mai 2015

Lyrik 2: Tragoedie


Tragoedie

Von der Bühne der Trauer
Kollektive Schuld übers Volk vergießen
Trocken bleit's hinter Europas Klagemauer
Wo politische Schließmuskeln nicht mehr schließen
Was man mit Sprache zu verwechseln scheint
Während man schlaue Pläne zu denken vermeint

Näher treiben die Qualen
Hunderter Toter dort
Weil in verständlichen Zahlen
Heran an unseren Urlaubsort

Doch es gibt keine Konsequenzen
Nur ein Raunen
Vielleicht ein Staunen
Ein politisches Kaffeekränzchen
Um das Ur-Problem ein Tänzchen
Die Katze hat ein Schwänzchen
Es ist bald wieder gut

Es ist bald wieder vergessen
Dieses verheißungsvolle Europa
Lässt Mammon unsere Hellenen
Und das Mare unsere Träumerinnen fressen
Die Braut auf dem Stier ist ein alter Opa
In Wirklichkeit auf Lampedusa aufgesessen

Das Volk geht brav gedenken
Der Opfer unseres Status quo
Sich der Politik als Bühnenkulisse zu schenken
Bleibt alles gleich
Bleiben die Ewiggleichen froh

Vor dem Meer des Vergessens
Kommt der Schock des Augenblicks
Nicht über die Kultur des Sichzutodefressens
Nicht über die Faulheit politischer Tricks
Nicht über die Scheinheiligkeit der Verantwortlichen
Nicht über den Aufschrei der Vergesslichen
Sondern über gewisse Mengen
In einem bestimmten Meer
Lass Deinen Blick darüber drängen
Von dort kommen die Sterbenden her
Und dort sterben noch viel mehr

Europa, was willst du
Dein Sponsor ist ein falscher Stier
Keine nährende Mutterkuh
Doch die Entscheidung bleibt dir
Tod oder Leben
Unheil oder Segen
Militante Wirtschaftlichkeit
Oder ungezügelte Menschlichkeit

Europa
Den Notleidenden eine Brücke
Wird Dir alten Opa
Zur hilfreichen Krücke
Denn du bist innerlich
Nicht mehr als ein Traum der Vernunft
Ohne diesen nur ein Fetzenteppich
Und Todbringer fürchten ihre Zukunft

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Schreib dich aus