Donnerstag, 10. Juli 2014

Heimat bist du kleingeistiger Männer

Die Rache der Burka...

…besteht in ihrer entlarvenden Wirkung auf die Unverhüllten. Ironisch. Kaum verbietet Frankreich die Ganzkörperverschleierung, will der grüne und österreichische Sarrazin, Efgani Dönmez, Burkaträgerinnen in Österreich die Sozialleistungen streichen. Peter Pilz möchte sie zumindest nicht im öffentlichen Dienst sehen. Was so sinnvoll ist, wie ein Beteiligungsverbot der österreichischen Nationalmannschaft an einer Fußball-WM. Oder ein Führerscheingebot für Taxifahrer_innen.

Die Grünen grünen gar nicht so grün in der Sommerpause. Die anderen Rechtsradikalen begnügen sich damit, die Thematik auf ihre sexuellen Bedürfnisse zu reduzieren. Sowohl „die Integrativen“, pardon, „die Identitären“ als auch die FPÖ finden gewisse Blondinen „Zu schön für einen Schleier“: Eine mehrfache Themenverfehlung.

Ein Symbol und nicht mehr

Die Burka ist gewiss ein Symbol des extremen politisierten Islamismus und der Unterdrückung der Frauen in deren Unkulturkreisen. Aber kann man dieses Vorurteil gegenüber dem Symbolischen zweifelsfrei für jede einzelne Burkaträgerin oder anders verschleierte Muslimas nachweisen?
Freilich nicht. Das Problem ist, dass es in dieser öffentlichen „Deppate“ nicht um zu Beweisendes, nicht um Fakten geht – schon gar nicht um Gerechtigkeit oder Vernunft.
Die Vernunft hat Österreich schon längst verlassen, weil sie nur in einem Rechtsstaat zuhause sein kann; und wie der Fall Josef S. (auch hier!) beweist (und zwar weit besser, als die Staatsanwaltschaft irgendwas beweisen kann), ist die Alpenrepublik das nicht mehr.

Gleiches Unrecht für alle?

Würde man aber Burkas auch hierzulande verbieten, dürfte man damit nicht aufhören. Die Logik der Gerechtigkeit würde gebieten: Sämtliche sexistisch determinierte Trachten, die als politisiertes Religionssymbol taugen, müssten aus der Öffentlichkeit verbannt werden – bis hin zur Hijab. Zudem müsste man die Beschneidung von muslimischen und jüdischen Buben verbieten, aber beispielsweise auch das Tragen sämtlicher christlicher Ordenstrachten (keine Groß-Religion ist unpolitisch).
Und warum nicht auch Tätowierungen und Intimpiercings bei Männern und Frauen? Schließlich besteht die Möglichkeit, dass die Betroffenen sich diese Körperverletzungen lediglich aufgrund eines gesellschaftlichen Drucks zufügten.
 Aber ein Unrecht zeichnet sich nun einmal dadurch aus, dass es nicht für alle gilt.Ansonsten wäre es am effektivsten, wir würden alle in Uniformen herumlaufen und das Privatleben aller Bürger_innen überwachen, um jegliche Nötigung zu verhindern.
Aber keine Sorge: Es geht ja nicht um den Schutz von Frauen vor pseudo-religiös begründeter Unterdrückung; es geht nicht um aufklärerisch feministische Befreiung. Davon haben die Herren der Regierungskollision so viel Ahnung wie Eva Glawischnig von der Selbstzerstörung ihrer Partei durch hirnlose Quoten-Schönlinge (der Dönmez ist ja nicht der einzige).
Würde es darum gehen, würde man nicht „Opfer“ bestrafen wollen, nur weil sie Opfer sind. Man würde nicht das Symbol oder Symptom bekämpfen, sondern Hilfe und Schutz für betroffene Frauen, Aufklärungsarbeit für die gesamte Gesellschaft anbieten. Aber in dieser Hinsicht ist Österreich eher ignorant und rückschrittlich, was andere gemütlich konservativ nennen mögen.

Minderheiten-Bashing

In Wirklichkeit geht es um Minderheiten-Bashing: Ein beliebtes und billiges Mittel menschlich untoter und verkommener Politik-Huren. Und Burkaträgerinnen sind in Österreich gewiss die kleinste Minderheit von allen.
An denen können sich die talent- und hodenlosen eierlosen Feiglinge der Berufspolitik leicht vergreifen. Als hätten diese Frauen nicht schon Probleme genug. Und das Volk lässt sie machen. Schließlich betrifft die testosterongestgeuerte Primitivität keine der größeren Minderheiten – außer der „Minderheit Frau" im Allgemeinen natürlich.

Das Leid der Frauen und ihrer Sympathisanten

Diese müssen zusehen, wie die Koalitionsherren lediglich einen Hahn und keine einzige Henne für die EU-Kommission nominieren, obwohl Frauen dort fehlen und von Kommissions-HauptmannJean-Claude Juncker selbst angefordert werden.
Sie müssen miterleben, wie die beiden männlichen Präsidenten dieser Republik, Fischer und Leitl, ihrem diktatorischen Amtskollegen in den Arsch kriechen, obwohl dieser doch homophob ist.
Sie müssen lesen, wie die zwei männlichen Club-Chefs versuchen, vor aller Augen die Demokratie zu demolieren, indem sie Journalist_innen für das Verwenden von zugespielten Informationen bestrafen wollen. Zwar zogen diese beiden Möchtegern-Verschwörer ihren Vorschlag nach den ersten öffentlichen Empörungen zurück, aber ihr Ungeist bleibt dennoch Bestandteil dieser Regierung.

Auch eine Frage des Geschmacks

Letztens, aber nicht allerletztens mussten Frauen jenen Gabalier mitanhören. Die Glücklicheren mussten nur von ihm hören, wie er die mühsam errungenen „Töchter“ aus der Bundeshymne warf.
Natürlich kann er sich das erlauben. Er hat viele weibliche Fans. Und die Sklavenmentalität jener Frauen, die sich freiwillig seine Musik antun – es besteht hierbei der selbe Verdacht des sozialpsychologischen Zwanges wie bei den Burkaträgerinnen – zeigt, dass Feminismus eine Notwendigkeit für die gesamte, auch die männliche Gesellschaft ist.

Er ist eine Frage grundelegender Bereitschaft und Fähigkeit zur Vernunft. Er ist offenbar auch eine Frage des Musikgeschmacks (ich halte im Übrigen die gesamte Hymne für auszutauschen – und doch leider irgendwie für passend für das lahmarschige Österreich. Ich sage nur, wer diese Hymne vor einem Länderspiel zu singen oder summen hat, muss einfach verlieren).

Es ist und bleibt etwas Persönliches

Zum Schluss möchte ich noch anmerken, dass ich eine Tochter habe. Dieses Land ist auch ihr Land. Und eine Große ist sie auch (schon). Wenn also irgendwer sie aus ihrer Staatshymne streichen will, muss er sich mit ihrem Papa anlegen – und zwar persönlich. Mal sehen, ob so manche reaktionären Frauenfeinde dann immer noch so ein großes Maul haben.

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