Dienstag, 8. April 2014

"Ungarns Jugend" - Menschheitsproblem in der Nussschale

Über einen Artikel wie die sprichwörtliche Nussschale

Andreas Pigl, junger Gedenkdienender in Budapest, beschreibt in seinem Artikel (Ungarns Jugend: Bildung schützt vor Torheit nicht. Der Standard, 7.4.2014) in Kürze, welche Ungar_innen die rechtsradikale Jobbik vermehrt wählen: Wohlhabendere Student_innen. 
Mit deren Gegner, einem ebenfalls jungen Aktivisten der „Stimme gegen die Jobbik“, bildet er einen schönen Rahmen, der wieder einmal eines deutlich macht: Der Schein trügt.

Gegenüberstellung

Auf der einen Seite: Ein junger Buchhändler, der die Menschen vor der Wahl auffordert, nur nicht die Jobbik zu wählen.
Auf der anderen Seite: Ein junger Student, der deshalb die Jobbik wählt, weil er meint, man müsse egal mit welchen Mitteln Aufmerksamkeit erzeugen, um die Probleme zu lösen, die die Rechtsradikalen als einzige ernst zu nehmen „scheinen (wenn die Übersetzung korrekt ist)“.

Ein Vertreter des praktischen Bildungsbürgertums steht einem Vertreter des theroetischen Bildungsbürgertums gegenüber. Ein, aufgrund seiner Kenntnis, politisch Aktiver, der die Gründe für den rechtsradikalen Trend versteht. Und dem Gegenüber einer, der andere politisch aktiv werden lässt, die für ihn anscheinend des wirkungsvollsten Anschein haben.

Nussknacken

Abgesehen vom Alter der so Beschriebenen – der eine lässt uns auf neue Generationen hoffen, der andere... Naja, Deppen wird es immer geben – hier wird eine Nussschale geknackt, die gleich mehrere Probleme zusammenfasst:
Bildung ist keine Garantie für Moral (war es allerdings auch nie). Und viele Menschen wissen über die Funktion von Marketing, Werbung, Propaganda und Heuchelei bescheid, sind sich ihrer aber dennoch nicht bewusst.
Außerdem: Die politisch Trägen sind die Schwäche jeder Demokratie. Sie lassen sich lieber vom „starken Mann“ verführen, anstatt als Volk (S)ouverän zu sein – zu viel Eigenverantwortung, zu viel Hirnschmalz notwendig.

Bildung schützt vor Egoismus nicht

Der Politologe spricht von „Unzufriedenheit mit der Elite“ und mangelndem Demokratieverständnis. Das allerdings kann ich kaum glauben. Wohlhabende Student_innen wollen selbst Mitglieder dieser Elite bleiben, andere wollen es werden. Dafür ist eine „neonazistische“ Partei gut, sie beseitigt die Konkurrenz.
Dabei haben sie die Demokratie sehr wohl verstanden und festgestellt, dass sie einerseits zu faul für ihren Erhalt sind; sie andererseits ihren egoistischen Zielen hinderlich ist. Diktatur ist besser für Gauner mit Beziehungen.



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