Freitag, 16. August 2013

Dieser Tage neue Prosa

Herbstlichkeit im frühen Spätsommer, die saure Luft knospet schon auf braungetrockneten Blättern in jener wohnhaften Straße. Bier unter grauem Himmel. Zwischen Sturm und Stille, Regen und Ruhe, Kühle und Schweiß will sich vieles regen in den tausenden Ecken des endlichen Kreises, an den Gründen der Unendlichkeit, jenem Nichts aus aller Unkenntnis.

Augen werden verdreht, getorkelt in untergründigen Zügen. Seufzen, Ächzen, Gähnen. Dazwischen Gespräche über Kinder, Kinder, Kinder... Verzogen seien schon die Babys, sagen die Erwachsenen, die stets Scheiße in den Mündern tragen.

Sie rauchen martialische Monokultur, die Umweltschützerinnen und die Industriellen, die Pazifistinnen und die Waffenschieber, die Ärztinnen und die Esoteriker. Sie rauchen gegen den Appetit und für die Gleichgültigkeit. Sie meinen sich dabei aufs Leben zu beziehen. Also reg dich nicht auf. Das Ende nahte sowieso. Den Karikaturisten nehmen sie sich als Anwalt. Sie nennen es Realismus.

Und sie schelten die Kinder ihrer Kindlichkeit wegen, denn das Smartphone raubt all den Fragen die Zeit. Wann wären die Kleinen endlich reif genug, für das eigene Spiel mit dem Telefon, so wie es ihre Großen vervorbildlichen den ganzen Tag, auf allen Wegen, über allen Stegen, selbst wenn der Damm bereits gebrochen ist und das Gehirn längst überschwemmt.

Nicht aufregen? Jede und jeder regt sich auf, über jeden Scheiß in allen Mündern und Mündungen. Alles regt sich in den tausenden Ecken der mystischen Spirale. Ich lasse mich erregen, ich muss gar nicht viel tun. Der Herbst ist mein verträumter Frühling. Da kommen die Stimmen aus der Vergangenheit hervorgekrochen und besingen mir den Hintergrund donnernden Zukunft.

Break

Kaffee wärmt kühl mir die Nacht. Nun ist sie schon so lange fort. Ich mag langsam sein, irgendwann bemerke es allerdings auch ich. Und bald muss ich die Anderen vermissen. Und etwas später werde ich ganz woanders sein und die letzten Spuren dieser unfassbaren Vergangenheit werden sich in ihrem Dickicht, in ihrem weiten Walde verlaufen mitsamt Mensch und Tier, die diese in meinen Weltengrund prägten. Ich kann's schon spüren.

Meine Wut braut Töne wie Gewitter, Müdigkeit dazu: Erneute Veränderung, erneute Prüfung. Hier komme ich und mit mir was will, was treibt, was drängt. Was? Ich will's gar nicht wissen oder doch?

Break und Brüche

Müdigkeit, ich bin nicht müde. Mein Gehirn will nur nicht so richtig – Ja, was? Tagträumen jedoch? Ich sehe einen Feldweg vor mir, jenen zweispurigen Wagenpfad, der so dicht bestanden ist mit den vielfachen Gartenpflanzen der Heimat wie im guten Garten meiner Kindheitserinnerung, die der Nebel meines Geistes mir bringt. Ich sehe Sonnenschein, ohne Grelligkeit und Blende; und Wolken mögen sich über mir formen wie sie wollen, im sanften Wind einer unbestimmten Sommerzeit.

Es stehen die Lieben und Freunde und Verwandten zu beiden Seiten des Weges, aus kindlicher Vergangenheit, aus gegenwärtiger Zukunft kamen sie herbei. Wer von ihnen repräsentiert wen oder was? So genau kann ich es nicht erschielen.

Sie grüßen mich. Verabschieden sie mich? Wohin gehen sie? Wohin gehe ich? Ich scheine zu schweben, ich werde getragen, starke Menschlichkeit wandelt unerkannt in meinem Rücken und berührt und hält und trägt mich vielleicht; oder ist's mehr als Menschlichkeit?

Diese Reise passt mir in die Stimmung. Körperlich träge gleite ich dahin. Doch mein Herz und Kopf bleibt wunscherfüllt und wach, forschend und fragend, dies dennoch ohne Ziel und fliehender Absicht, dem Kinde in mir gleich.

Ich sterbe. Erneut. Endgültig? Die Physik glaubt – was unmöglich ist – ich wäre gesund. Ich bin stark, ich bin schwach und alles ist unermesslich. Ich bin stark für meine Tochter, ich bin schwach für mich selbst. Göttlich scheint mir diese Wahrheit.

Die Liebe ist wie Schwimmen inmitten des Ozeans. Eine sanfte Berührung lässt erahnen und doch nicht erahnen, welche Tiefen unter ihrer Oberfläche warten. Es braucht Wissen und Fantasie und Glauben und Ignoranz, um zu finden. Dies bleibt die Kunst des Lebens, das gute Maß zu finden in allem, in all dem Unvereinbarlichen.

Danke

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