Samstag, 1. Juni 2013

Zum Gewährleistungsrecht bei Erwachsenenschmähs und Kinderträumen

Liebe Kinder und alle, die einmal Kinder waren, es immer noch sind oder es noch werden möchten (von wem auch immer)!

Lange ist die Liste an Lügen und Realitätsvorenthaltungen, die man euch vorsetzte, seit ihr in der Lage seid, diese wahrzunehmen – wenn nicht schon früher. Freilich wurde eure Fähigkeit, die Gültigkeit der Behauptungen so genannter Erwachsener zu überprüfen, ihre lautstark am Frühstückstich, im Kindergarten, in der Schule proklamierten Theorien zu verifizieren, nie in einer gerechten Weise berücksichtigt. Die Mangelhaftigkeit dieser Fähigkeit wurde vielmehr dazu benützt, euch zu manipulieren, euch den Willen der Erziehungsberechtigten zu anzudrehen.

Die nützliche und wohlwollende Funktionalität unserer Zivilisation, mit all ihren moralisch einwandfreien, selbstlosen MitarbeiterInnen und ihren unbedenklichen, sauberen Maschinen, ihren sinnvollen Strukturen und opferfreudigen Ressourcen, all der heitere Ablauf dessen, was als normal und daher gut zu gelten hätte, wurde euch in unzähligen, verführerisch gestalteten Sachbüchern als Wahrheit verkauft.

Der Religionsunterricht sprach von der Liebe Gottes und der Liebe zwischen allen Menschen, die so wichtig wäre. Disziplin, Fleiß und Ehrlichkeit wären ein hohes Gut. Wer nicht brav lerne und bei Prüfungen schummelte, hätte in Zukunft ein verschissenes Leben zu erwarten. Doch gerade das weitere Leben zeigt euch: Alles Lüge!


Die Menschen handeln eigennützig, lügen und betrügen – so legal sie nur können; wenn aber illegal, ist auch nicht viel dabei, denn für VerbrecherInnen gibt es immer genug Ersatz. Bei jedem Schritt und Tritt will man Anderen Dinge andrehen, die er/sie/es nicht braucht. Lehnt er/sie/es ab, so lauern die Abzocker an anderer Stelle, am liebsten zwischen den Zeilen irgendwelcher Paragrafen und Absätze, auf gut versteckten Seiten, in möglichst schwer leserlicher Schrift und einer Sprachlichkeit, die nur jene verstehen, die aus den Kreisen ihrer SchöpferInnen rekrutiert werden.

Die Umwelt wird verschmutzt, die großartigen Wundermaschinen der Moderne produzieren zu viel Zeug, das kein Mensch nutzen kann und deshalb auf den anwachsenden Müllbergen landet. Die LenkerInnen unserer wohlwollend gestalteten Zivilisation sind inkompetent oder korrupt oder beides oder haben letztlich weder Macht noch Mut, die sie bräuchten, um die Situation ihres Verantwortungsbereiches zu verbessern; auch deshalb, weil sich von uns keiner mehr dafür interessiert.

Man resigniert, heiratet, bekommt dann – oder auch schon früher – eineinhalb bis drei Kinder; und weil man nicht die Verantwortung für das verschleiern möchte, was man ihnen hinterlässt, sie im zarten Alter nicht mit der Realität konfrontieren will und auch gerne hätte, dass sie alsbald einschlafen, damit man endlich in Ruhe und auf ein Neues versuchen kann, seinen Frust wegzusaufen, erzählt man den Unwissenden einen Haufen Unwahrheiten.

Wir aber können uns wehren! Wenn in seltenen Fällen des Erwachsenenlebens jene bestraft werden können, die die Unwissenheit Anderer zu deren Nachteil ausnützen oder ihnen unter Vorgaukelung falscher Tatsachen Schrott verkaufen, dann sollte dies auch uns Kindern gelingen.

Warum nicht all die Behauptungen der Erwachsenen, von damals wie von heute, als verbindliche Vertäge betrachten, zu deren Erfüllung sie sich uns gegenüber verpflichteten bzw. verpflichten. Her mit der grünen, schönen Welt; her mit den gerechten Menschen, die uns freundlich und wohlgesonnen sind; her mit der angeblichen Vernunft erwachsener Menschen! Weg mit all dem Gift (in Umwelt und Menschenkörpern); weg mit all der Ungerechtigkeit!

Freilich kann es keine fliegende Giraffe geben – jedenfalls nicht ohne Drogen (wir müssen abwarten, was die Gentechnologie noch bringen wird) – aber die Erwachsenen müssen, angelehnt an das Gewährleistungsrecht, für einen adäquaten Ersatz all jener die Dinge sorgen, die ihre hübschen Sachkinderbüchlein vorgaukeln. Die selben bunten Bücher lassen sich zudem als Beweismaterial benützen, das Schwarz auf Weiß oder Bunt auf Bunt jedem Gericht vorgelegt werden kann, falls die Erwachsenen nicht spuren und diese Welt zu einem besseren Ort machen – zu einem Ort, um den wir uns betrogen fühlen, sogar betrogen wissen.


In Freundschaft,

Euer Schauer

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