Mittwoch, 1. Mai 2013

Senf zur Tirolwahl: Ein Nachtrag, nix Neues

Überraschung? oder Überraschung!

Das einzige, das bei der Tirolwahl nicht überraschte, ist, dass die ÖVP und damit Günther Platter an der Regierungsspitze bleibt. In Tirol verbleibt und sitzt sie dort, seit Beginn der zweiten Republik. Die Tiroler und Tirolerinnen sind Traditionsmenschen (Menschen, weil Tiroler, aus Tradition), zumindest jene, die nicht nach Wien auswanderten. Doch selbst ExiltirolerInnen bleiben sprachlich jedenfalls immer solche und tragen ihren Dialekt stolz und treu ins Zeitalter der SMS und Online-Kurznachrichtentexte.

Die Vielzahl der angetretenen, oppositionellen Listen bei diesem Wahlkampf verhinderte den, bis dahin zum ersten Mal gewählten und dennoch amtierenden, Landeshauptmann nicht trotzdem nicht, sondern gerade deshalb nicht. Divide et impere (= Latein für Angeber = „Teile und herrsche“)! In diesem Fall die politische Kraft des Wandels in Tirol, hinter der sich die Menschen, die etwas anderes als das Bisherige wollten, eben nicht versammelten, sondern zerstreuten.

Taktische Zerstreuung oder Zerstreutheit

Offenbar hatten die Unzufriedenen den machiavellischen Spruch missverstanden. Ich möchte also aufklären: Es geht darum, die Anderen zu teilen. Wenn man sich selbst teilt, kommt man deshalb nicht automatisch zum Herrschen.

Die Protestierenden und Alternativensuchenden oder ohnedies Kontrahierenden nahmen sich die sowieso schon spärlich verfügbaren, wenig beteiligten Wählerinnen und Wähler also gegenseitig weg. Der Rest wählte, in brav österreichischer Weise, was er oder sie schon immer gewählt hatte. Darauf war und ist der große Rest konditioniert, wie jemand, der wegen seiner Gewohnheit abends vor dem Fernseher sitzt, ehe ihm oder ihr bewusst wird, dass er oder sie das eigentlich gar nicht will (vor allem, wenn Wahlanalysen laufen).

Und warum hätte man alternativ die SPÖ stärken sollen? Das hätte kalkuliert nur die bisherige Koalition bedeutet, lediglich von der anderen Seite und mit einer Signalfarbe aufgemalt. Gegen Rot sind Bauernbünde – auch wieder traditionell – allergisch. 

Antiplatters oder Gegenplatters


Die Lehre aus der Tirolwahl, vor allem angesichts der Wandelwahl in Kärnten, ist: Wo sich die Opposition von Anfang an einig ist, über den Willen zur Rebellion, und darin auch vereint, nur dort kann es auch zum Wandel kommen. Auf Einzelkämpfer kann keine Rebellion bauen.

Mit einer Zerstreuung von Wahlprogrammen, die alle Rebellengruppen einzelnd und für sich gegen den Sündenbock des Landes (auf den man sich wenigstens einigen konnte) ansetzen; mit dem Hauptziel der Beseitigung einer Person, bei gleichzeitigem Offenlassen, wie ernst man diese nach der Wahl nehmen würde; mit all den Vielleichts und Najas einsamer, grantiger Glockenblümchen macht man noch keinen politischen Frühling.

Abgesehen davon braucht es schon ein Kärnten, wie das Kärnten das wir kennen, um unter gelernten ÖsterreicherInnen eine Überraschungswahl wie dort zu stimulieren. Gerade im Vergleich zu Kärnten, ist Tirol eine immer noch heile Welt – zumindest scheinbar.

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