Mittwoch, 3. April 2013

Urviech

Ich hör den Säugling schreien, will schon, es drängt in mir, hin zu ihm, über die eigene, die nächste Sitzbank greifen, es berühren, beschnuppern, in den Arm nehmen und schaukeln. Gute Instinkte. Ein Urviech bin ich, so zeigt es die Natur in mir, was für gut befunden wird mit viel mehr Worten. Es kümmert den Menschen der andere, urig und tief. Die Unfähigen, die Gehinderten aber verzweifeln und schlagen drauf, auf das plärrende Kind, steigen auf nasser Straße über den dort Liegenden, erschießen den Fernseher oder sich selbst.

Und die Säuglinge schreien alle in der selben Sprache, egal woher sie auch stammen, welcher Sprache sie ausgesetzt werden, welcher Kultur und welcher Politik. So zeigt uns die Natur, wovon die Religionsvertreter gerne sprechen, wenn sie sich mit anderen gut stellen müssen: Alle Menschen haben den selben Ursprung. Das ist gottgegeben, das ist natürlich. Das wissen die, die es nicht wissen wollen; das wissen alle, kennen sie auch nicht das Mehr an vielen Worten, das darüber wellt. Doch verdammt sind jene, die das Mitleid der Unfähigen und Gehinderten erwecken; jene erzürnt die Natur, die in ihnen spricht.

Jedes Kind braucht eine Gemeinschaft anderer Menschen und jede Mutter, jeder Vater nicht weniger; das zeigt sich spätestens bei Geburt selbst dem einsamsten Wolf. Denn der Mensch ist ein wölfischer Affe, darum zieht er auch die Hunde an und die Hunde ihn. Nur Menschen die ihre Ruhe brauchen, verlieben sich in Katzen. So zeigt die Natur was alle brauchen und was ihnen darum vernünftig ist.

Doch das Leben ist nicht einfach – notwendigerweise – wäre es einfach, so säßen wir noch gut behaart auf Bäumen. Das Leben bleibt uns nicht – notwendigerweise – ansonsten würden wir nicht das tun, was uns lebenswert erscheint, urig und tief.

Wir kränken uns und sterben aneinander, wir heilen und leben ebenso miteinander. Versöhnung, komm, Kreislauf verbleibe und gehe fort. Urviech verweile und kehre zurück.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Schreib dich aus