Samstag, 2. Juni 2012

Medals und Moden sind wurscht - Bob Dylan nicht

Komme heut nicht zur Ruhe, dachte schon zu ende geschrieben zu haben. Da kommt die Presse mir daher. Bob Dylan wurde mit der "Presidential Medal of  Freedom" ausgezeichnet. Normalerweise sind mir solche Ereignisse wurscht, diesmal aber bin ich wirklich bewegt, zum Einen unbestimmbar erfreut für Bob Dylan, zum Anderen recht eindeutig erzürnt.

Der Meister steht seltenerweise in der Öffentlichkeit. Und nicht nur auf der Titelseite ist das Beste, was Thomas Kramar in der Presse zu all dem einfällt, den modischen Stil Bob Dylans bei diesem Auftritt zu beurteilen. Ansonsten füllt er die Zeilen mit Zitaten des Kritisierten. Sonnenbrille und Mascherl – ja und? Ich empfehle etwas mehr Bob Dylan zu hören, zu-hören. Welcher, der Dylan-Poesie (auch den Thomas darf man hierbei verstehen) zugeneigte, Mensch könnte sein Kommentar zur Ehrung des Verehrten mit solchen Oberflächlichkeiten verfüllen?
Als jemand, dessen Pubertätstrost nicht Techno sondern früher und späterer Dylan-Folk war, der heute mindestens drei der alterswerklichen Alben dieses Bobs stets auf dem MP3-Steckerl mit sich führt, kann ich dazu nicht die Finger still halten.

“I’am on the fringes of the night, fighting back tears that I can't control…”, wenn ich mir besagten “Presse”-Artikel durchlese. “…Some people they ain’t human, they got no heart or soul." Ja , auch ich kann zitieren und zwar  (beinahe vollständig) aus dem Gedächtnis. Solche Sprachkraft, die sich zudem in subtil starkströmenden, eigenwilligen Country-Blues-Verschnitt einfügt wie feinster Hip-Hop, vergisst man nicht. Dieser Mann hatte noch nie eine (klassische) Gesangsstimme, aber verwob Poesie, Inhalt und Musik stets wie…wie man es nicht vergleichen kann. Aber auch das ist nicht wichtig.
Ich kenne Bob Dylan nicht privat, nicht persönlich. Offenbar ist er sehr religiös, angeblich kein Familienmensch, was weiß ich. Interessiere mich auch nicht für seinen Kleiderschrank. Ich kenne seine Werke, die sind mir wichtig.

Und angenommen man lernte sie so wie ich kennen, wie kommt man dann dazu, bei einer Verleihung an ihren Schöpfer, Mode-Tabus für solche Verleihungen zu thematisieren. Selbst wenn es witzig wäre, muss ich mich zudem fragen, wie viele Medals of Freedom Thomas Kramar bereits von Barak Obama an jemanden verliehen gesehen hat, um festlegen zu können, welches Outfit sich dort ziemt. Wusste auch nicht, dass irgendeine Rock’n’Roll-Philosophie vorrangig mit Kleidervorschriften zu tun hat.“Well, I try my best to be just like I am, but everybody wants you to be just like them." Kann mir vorstellen, dass ihm nichts Besseres zu Bob Dylan einfiel, aber eigentlich kann ich mir das eben nicht vorstellen. 

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