Sonntag, 25. März 2012

Schönborn und die katholischen Blasen; zum Falle Stützenhofen/Stangl

Kardinal Schönborn findet zum aktuellen Fall des gewählten Pfarrgemeinderats von Stützenhofen (in NÖ), der trotzdem nicht vom hiesigen Pfarrer anerkannt wurde, da er mit einem anderen Mann in eingetragener Partnerschaft lebt, zwar beschwichtigende Worte, aber keine Ausreden. Die Kirche lehne u.a. die Diskriminierung Homosexueller ab, dennoch müsse man beachten, ob ein Kandidat die „Rahmenbedingungen“ für jenes Amt erfülle. „Wenn gesagt wird, dass bestimmte Voraussetzungen gegeben sind (…) dann hat das nichts mit Diskriminierung zu tun (…).“, meint der katholische Österreichchef (Ö1, Mittagsjournal, am 23.3.2012).

Das ist eine rhetorische Luftblase. Denn wenn ein ungeweihter Katholik, der kirchenrechtlich homosexuell sein darf (aber nicht bzw. keusch sein soll) nur deshalb aus den – nicht näher erklärten – „Rahmenbedingungen“ fällt, weil er schwul ist; wenn er also den Job (trotz eindeutiger Wahl seiner vermutlich ortsbekannten Person hierfür) nicht bekommt, weil er ein Homosexueller ist, dann ist die Diskriminierung eindeutig. Sie ist also eindeutig wie die Symptomatik dieses Konfliktes.

Die katholische Kirche kann sich nicht mehr länger hinter rhetorischen, kirchenjuristischen Blasen verstecken. Solcherart Widersprüche zwischen dem Willen des Kirchenvolkes und der Rückständigkeit des Klerus werden zukünftig nicht weniger werden. Die katholische Elite muss sich entscheiden, ob sie der elitären (abergläubischen) Vergangenheit verfallen oder endlich den Sprung in die Gegenwart (des positiven Glaubens) – gemeinsam mit ihren AnhängerInnen – wagen will.

Der Wandel wird auf jeden Fall kommen. Möglicherweise ziehen die Schafe ohne ihre Oberhirten weiter; oder die Entweltlichten unter den Geweihten entschließen sich, beim Wandel aktiv mitzumachen. Wäre ich katholisch, würde ich sagen: Die Zeit für Ausreden ist vorbei!

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