Freitag, 3. Juni 2011

Topmegawahnsinnsthema: Boulevard vernichtet heimische Gemüsebauern*

Die Killer-Zeitungen: Warnung vor unausgegarten Boulevard-Medien auch aus Österreich!

Das HUS, stammt nicht vom österreichischen Ausdruck „Hussen“ (aufwiegeln, hetzen – nach ostarrichi.org) ab, sondern kürzt das hämolytisch-urämisches Syndrom ab, das durch eine neue EHEC-Art ausgelöst wird und ganz Europa, bereits seit über einer Woche, nicht nur die Gurken versauert. Einzelne österreichische Bioläden kamen auf eine, von der Regierung zusammengestellten, Warn-Liste, die sich in einigen Zeitungen wiederfand. Vor allem der so genannten Boulevard – also Zeitungen, die man ursprünglich lediglich zum Stopfen von Schlaglöchern verwendet hatte – druckte daneben übergroß, welche Gemüsesorten einen wahrscheinlich umbringen würden.

Es stellte sich mittlerweile allerdings heraus, dass auf jenen spanischen Gurken zwar EHEC, aber nicht jene gefährliche Unterart gefunden wurde. Wie man also daraus voreilig schließt, dass auch sämtliche Tomaten und Melanzani, vor allem – wie der Boulevard ausdrücklich betont – aus Bio-Produktionen zu meiden und zu „vernichten“ seien, kann nur mit einem Ausbruch von Panik erklärt werden. Da können die betroffenen Bioläden auch erklären, dass sie zurzeit gar kein Gemüse aus Spanien beziehen – es wird nicht mehr gehört. Den österreichischen Gemüsebauern selbst bleibt nur hinzu zu fügen, dass diese mediale Panikattacke sie 50 – 70 % ihres Gurkenabsatzes (Bundesgemüsebauverband) kostete.

Ein hoher Gesamtschaden, auch andere Gemüsesorten betreffend, ist also auch in Österreich zu erwarten, wo dieser neue Erreger noch keine Todesopfer forderte und die Zahl der Infektionen bzw. Verdachtsfälle vergleichsweise gering ist. Dass jene heimischen Boulevard-Blätter gratis bzw. – im wahrsten Sinne – billig sind, macht den Schaden, den sie unserer Agrarwirtschaft zugefügt haben, leider nicht wett.

Ausgerechnet die unter dem Husser-Syndrom leidenden SensationsverwerterInnen, die pseudopatriotischen SchönfärberInnen und „Wir-sind-wir“-ArschkriecherInnen, selbsternannte Sprachröhren des kleinen Mannes (die sich zudem wie das Land zu nennen wagen), vernichten mit ihrem Billigjournalismus den heimischen Gemüseumsatz. *Dass sich dies, im Titel dieses Artikels, ein wenig anders anliest, ist kein Widerspruch: Nach den Regeln der ZeitungsmacherInnen, müssen Headlines keine Wahrheiten beinhalten.

Fazit: Man weiß zwar immer noch nicht, wo die Erreger des HUS, in diesem Ausmaß, herkommen; wo die volkswirtschaftlich schädlichen Husser und Husserinnen aber zu finden sind, zeigt sich durch diesen Fall sehr erhellend. Selten ist so gut sichtbar, wie medial verbreitete Geschmacks- und Inhaltslosigkeit zu realen Problemen führt. Ich warne daher ausdrücklich vor dem Konsum unzerkochter, unjournalistischer Medien aus Boulevardien.

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