Samstag, 3. Juli 2010

Trügerischer Nichtraucherschutz

Habt ihr es auch gehört? Nun wurde die „neue Raucherregelung“ für Gaststätten aller Art, in Österreich, umgesetzt – die Schonfrist sei vorüber. Schon wieder!?
Offenbar wird nun verfügt, dass sämtliche gastronomischen Lokale, die nicht klein genug sind, ihre Räumlichkeiten in einen Raucher und Nichtraucherbereich trennen müssen. Klingt zunächst vernünftig; Aber nicht nur ich, sondern auch Ärzte, kratzen sich angesichts dieser neuen Gesetzlichkeit (für mich hörbar im Ö1-Journal vom 28.6.10), am stirngefalteten Kopf.

Mein Haupt ist freilich nicht vergleichbar medizinisch gebildet, jedoch durchflossen es schon einige Biere, in den unterschiedlichsten Kneipen, Bars, Pubs, Cafes, Beisl und Wirtshäusern, weshalb ich vorwegnehmen konnte, was ein Großteil der hörbaren Ärzteschaft kritisierte: Diese, besonders österreichische, Kompromissraucherregelung bringt nichts.

Manche sagen vielleicht, dass es sich um einen ersten Schritt handle. Dem muss ich aber hiermit widersprechen. Denn in einem reinen Raucher-Raum, kann ich als Nichtraucher rasch feststellen, ob die „Feinstaubbelastung“ sich gesundheitsschädlich anspürt, oder nicht. Sobald ich Kopfschmerzen bekomme und sich unzählige Nadeln in meine Lunge bohren, geh ich woanders trinken. Wie ist es aber, in gekennzeichneten Nichtraucherbereichen?

Nun stellte die, das Rauchergesetz kritisierende, Medizin-Expertise fest, dass die Feinstaubbelastung in Lokalen, die lediglich über getrennte Bereiche verfügen, nicht aber über tatsächlich getrennte Räumlichkeiten, in den Raucherbereichen genauso hoch ist, wie in den angrenzenden Nichtraucherbereichen. Die Feinstaubbelastung, durch das Rauchen, erreichte, bei den diesbezüglichen Tests, übrigens ein Niveau, das im Straßenverkehr verboten wäre. Das Gesetz schreibt den GastronomInnen, eingeschränkter Lokalräumlichkeiten, aber nicht mehr vor, als für getrennte Bereiche zu sorgen – nicht aber für getrennte Räume.

Ob Nicht- und RaucherInnen dieselbe Luft atmen, ist den GesetzgeberInnen also immer noch egal. Sie wollen es allen Recht machen und das Resultat ist nicht nur ein Schwachsinns-Recht – es birgt auch zusätzliche Gefahren.

Wenn ich mich im Nichtraucherbereich sicher vor der Gesundheitsschädigung, durch die Raucher, fühle, es aber, den Messergebnissen zufolge, gar nicht bin, wird das Rauchen zur unsichtbaren Gefahr. Denn RaucherInnen sind sich des Risikos bewusst, das sie eingehen, wenn sie sich diesen Dreck in die Lunge saugen. Auch ich bin mir des Risikos bewusst, wenn ich mich in ein Raucherlokal begebe und schwebende Rauschwaden mir die Sicht zur Barkeeperin nehmen.

Wenn ich jedoch einen offiziell gekennzeichneten Nichtraucherbereich betrete und der Expertise der GesetzgeberInnen vertraue, so setze ich mich einem unbewussten bzw. unerkannten Risiko aus – da diese Bereiche, sofern an den Raucherbereichen grenzend, nicht weniger Schadstoffe enthalten, als die Raucherbereiche - wobei auch Türen nichts nützen, wenn diese regelmäßig frequentiert werden. Die Gefahr, ist im Nichtraucherbereich lediglich weniger stark spürbar, wahrnehmbar.

Ich persönlich gehe dieses getarnte Passiv-Rauch-Risiko immer wieder gerne und bewusst ein. Was aber ist mit Unwissenden, mit nicht rauchenden Eltern und ihren Kindern, die sich auf den Schutz durch Rauchverbots-Zeichen verlassen?
Die nicht rauchenden Bürger/innen werden zu Opfern einer feigen Kompromiss-Politik, deren Macher/innen, aus Angst vor Stimmenverlusten bei den nächstbesten Wahlen, sowohl Raucher/innen als auch Nichtraucher/innen umschmeicheln wollen, und letztlich beide betrügen.

Die Raucher glauben, ihre Selbstschädigung sei allein ihre Angelegenheit, da sie annehmen müssen, vom Raucherbereich ausgehend keinen Nichtraucher zu schädigen; und die Nichtraucher wähnen sich in trügerischer Sicherheit.

Diese Gesetzgebung ist auch fatal, da ich aus Erfahrung weiß, dass viele Raucher/innen, zum Thema Raucherregelung, kaum rationale Gedanken sprechen lassen – wie sehr sie sich auch rational, über die Folgen des Rauchens, bewusst sind. Aus ihnen spricht wahrlich die Sucht, und die Regierung lässt sich von dieser Stimme der Sucht beeinflussen.

Da verspüre ich nicht nur einen Stich in der Brust, weil sich Platons Albtraum wieder einmal bestätigt oder weil ich gerne mit meinem kleinen Kind ausgehe, was mir erschwert wird, wenn ich es keinem realen Gesundheitsrisiko aussetzten will (Ja! Das Risiko ist real!).

Der Gipfel des Unsinns zeigt sich, wenn man im Kindercafe „Dschungel“, zwar, längst und verständlicherweise, nicht im Lokal rauchen, dafür aber dessen „Gastgarten“, gewohnheitsrechtlich und mit Aschenbechern versorgt, benebeln darf – weil man dort sowieso an der frischen Luft sei.

In anderen Ländern, die seit längerem strikte Raucherregelungen haben, zeigt sich eine gesundheitsförderliche Entwicklung. In Österreich zeigt sich nur, das die Tabakindustrie und ihre – bewussten, aber dennoch abhängigen – Opfer, die Ignoranz regieren lassen.

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