Donnerstag, 7. Januar 2010

Extrem ist Muss im Blöden

Ein neues Jahr nach Christus und die Ziele der Menschheit sind immer noch nicht erreicht, weshalb ich, aus ungewollten, erhaltenen Anlässen, etwas über uns – die Menschheit – schreiben muss. Auch deshalb, weil es heute Abend im Rüdigerhof an ertragbaren, österreichischen Tageszeitungen („Standard“ und manchmal „Presse“) mangelt. Der Kurier titelt mit „Fekter zeigt Härte“ und etwaige Assoziationen, mit pornografischen low-budget Künsten, kommen vielleicht nicht nur sexuellen Sonderlingen wie mir in den Sinn. Ja, sie zeigt Härte, sie ist geil, sie ist so richtig faschistoid, mit Lederkluft und Peitsche in unseren geheimen Gedanken, wie wir es brauchen, weil sie uns zwar in die Fresse drescht, mit ihren Phrasen der Unmenschlichkeit, aber uns dafür wenigstens vor den bösen Asylwerbern beschützt., vor der gewalttätigen Immigration und den per forma kriminellen AusländerInnen sowieso – mit ihrer Härte!

Lustig, dass zwar gewisser Jedermänner/frauen die tiefsinnigen Zitate von Goethe, Gandhi und Luxemburg auswendig können, die auf ihren Wandkalendern, mit den wunderbaren Landschaftsfotografien, stehen; aber prozentual wenigen scheint aufgefallen zu sein, dass jene „Härte“, mit denen Unmenschen wie Fekter auftreten, mit Dummheit, Unbeholfenheit und Feigheit gleich zusetzten sind.

Die „Krone“, die gleich neben dem literarisch dahinmodernden „Kurier“, verwest, titelt insbesondere „Traffikant erschießt Räuber in Todesangst!!!!!“. Das ist insofern witzig, als ich gerade darüber schreiben wollte, dass Gewaltanwendung stets ein Akt der Dummheit, der Unbeholfenheit und der Feigheit bzw. der Angst ist. Ja, ja, ich weiß, dass der Pazifismus außer Mode geriet, nachdem die Weltbevölkerung den Extremismus als Antwort auf ihre geistige Faulheit fand. Pazifismus bedeutet in den vertränten Augen jener, die nur Extreme kennen, selbstverständlich, dass man sich niemals gegen einen Aggressor verteidigen darf. Aber warum stimmte der Pazifist Albert Einstein dem Krieg gegen die Nazis irgendwann doch zu? Weil er Jude war? Oder weil ein Genie kein Extremist sein kann, da es in des Genies Natur liegt, Grenzen zu überschreiten, während ein Extremist nicht existieren kann, ohne eine starke Begrenzung seiner Weltanschauung? Die Antwort muss ich den Genies da draußen überlassen.

Ich scheiße die Verdauungsendung meiner übrig gebliebenen Klugheit auf euren Extremismus! Ich scheiße auf eure Feigheit – Medien dieser Welt. Und „Die Zeit“ verrinnt im Morast ihres Unrates. Warum sollte ich mich dafür interessieren, dass die zeitlichen Redakteure befinden, dass 2010 die halbgaren Bärte junger Männer verschwinden sollten – vielleicht, weil sonst die Welt 2012 untergehen wird? Das sagten angeblich die Maya voraus, eine „heidnische“ Kultur, die vor dem Eintreffen der ersten europäischen, christlichen Massenmörder bereits ihren größten Herrschaftsanspruch verlor. Außerdem stellt dieser astrologische Hintergrund einen gelungenen Vorwand dar, um tausende Menschen per Spezialeffekte, für ein gewaltgeiles Publikum, sterben zu lassen.
Es kümmert mich auch nicht, dass jener Traffikant einen Menschen erschoss, der ihn überfallen wollte. Das öffentlich rechtliche Fernsehen versorgt mich mit Informationen, die also keinesfalls nützlich sind. Wir – die Menschheit – stehen vor größeren Problemen, als einem Baum des Wiener Gürtels, der in einem Erdloch versinkt. Globale, geopolitische Zusammenhänge gehören auf die Flatscreens der Nationen, sowie Redakteure, die einer Idee von Aufklärung näher stehen, als der Chefredakteur des Profils der Würde eines Doktors, dessen Titel er von irgendwo her doch bezogen haben muss – kann man eine Ursache verhaften? Gut, der Hippokratische Eid ist auch nicht mehr, was er einmal war – damals, in den euphorischen fünf Minuten nach seiner Erfindung.

Was wollte ich eigentlich schreiben? Ach ja! Gewaltanwendung ist immer eine Fehlen und niemals mit Mut oder Ehre gleichzusetzen. Das wollte ich, aus gegebener medialer Fahrlässigkeit, wieder einmal in Erinnerung rufen. Natürlich ist Gewalt und Extremismus immer wieder geil! Heiß! Aber das ist Pornografie auch und es amüsiert mich immer wieder, wie wenig diesem Genre offiziell Rechnung – im wahrsten Sinne – getragen wird, obwohl es gerade in der Internet-Gesellschaft allgegenwärtig ist. Auch nicht zu vergessen: Gewalt hat viele Gesichter und wie sang einst Bob Dylan: „You know, sometimes Satan, comes as a man of peace.“ Also Extremismus vergessen, aber niemals, dass nix fix ist. So unaufhörlich wie wir altern müssen, um leben zu können, muss die Welt sich wandeln, um sein zu können.

Welcher Kategorie gehöre ich an, wenn ich Mamortischchen liebe, aber Tischtücher verabscheue? Die Extremisten verzeichnen hierbei ein Error.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Schreib dich aus