Donnerstag, 29. Oktober 2009

Das hahnsche Symptom als obentmannter Sündenhammel

Genug der Hahn-Wortwitze. Der Name ist so witzlos wie sein Besitzer. Und nun ist er weg vom Uni-Fenster, obwohl er dort nie war, weil er stets hinter seinem Briefbeschwerer hocken musste und sich beschweren lies. Weggeködert (die WortwitzlerInnen können das meinetwegen mit Hühnerfutter assoziieren, wenn sie wollen) - ins EU-Kommissariat! Eine alte politische Posse, zahlreich angewendet und anwendbar: Wir lösen das Problem, indem wir einen Sündenbock losschicken, mitdem wir es uns aber auch nicht verscherzen wollen, weshalb wir ihn nicht in die Wüste schicken, sondern ihm den Weg zum Hofe des Kalifen weisen. Dort kann er auf ein prestigträchtigeres, goldenes Sesselchen hoffen, anstatt sich im heimischen Oasenkaff das Gejammer seiner untergebenen Stammesgelehrten anhören zu müssen. Allerdings hatte Hahn übersehen, dass er des neuen EU-Postens wegen, leider sein Doppelamt in Wien aufgeben muss. Das Ministerium lässt er ja gerne hinter sich, bei all den frechen Studierenden, denen er da begegnen muss. Auch die zwei Bundeskanzler freuen sich, wenn er endlich weg ist, weil sie die Gründe für die Studierenden-Proteste genauso wenig verstanden haben, wie der Hahn selbst und deshalb ihn für das personifizierte Loch in Budget und Qualität der Universitäten halten. Aber leider muss er zu aller Ministerials-Erleichterung auch noch in der Wiener VP ob-entmannt werden. Das tut doch weh, und so wird aus dem (vielleicht freiwilligen) Sündenbock letzlich ein Sündenhammel.

Es ging – jenen die Ahnung hatten – schließlich bei den Protesten nicht um Hahn als politische Einzelperson, sondern vielmehr als politisches Symptom (Obwohl er es als Einzelperson besser machen hätte können, den als solche hatte er Potenzial). Denn: Zuerst lässt er die Studierenden im Stich, die nun, zeitgleich protestierend, für ihn gratis Problemlösungsansätze durcharbeiten – also seinen Job machen. Hernach, sobald er erkennen muss, dass er nicht versteht worum es geht, flieht er durch das politische Hinterzimmer geradewegs nach Brüssel.

Ein guter Minister für Bildung-und-alles-was-dazugehört hätte zuerst für ein besseres System und danach auf Seiten der protestierenden Studierenden gekämpft – niemals hätte er das sinkende Schiff verlassen, das er seit Jahren vermeintlich mitsteuert. Aber nein, der Herr muss es seinen Herren recht machen, um nur nicht seine Karriere zu gefährden, selbst wenn er sie dadurch in die Absurdität führt. Er flattert davon (als bewusste Anspielung auf seinen Namen) und muss dringend mit seinem zukünftigen Präsidenten Barroso plaudern. Vielleicht verbiegt der liebe Onkel von der Europäischen Volkspartei für ihn ja ein paar Regeln der Kommission, damit Hahn weiterhin Obmann der Wiener Volkspartei bleiben kann. Daheim in Österreich, bei seinen Kanzlern, würde so etwas gehen – da ist man provinziell genug. Weshalb die hiesigen Freunderl auch so ein Musterstück (wie Hahn es leider geworden ist) heimischer Politikkultur nach Brüssel schicken.

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