Dienstag, 7. Juli 2009

Die Ideologie hinter dem Detailmangel (Familienpolitik)

Die BürgerInnen, als probiotische Partikel für die Steueroase, müssen nicht immer alles ganz genau wissen. Warum beispielsweise Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek von den selbsternannten Sozis das Kindergeld für Alleinerziehende auf zwei Monatsbezüge erhöhen will, und warum Christine Marek - eine Staatssekretärin der angeblichen Partei des Volkes - das ablehnt, wird niemanden vorgerechnet. Stattdessen wird moralisch argumentiert: So findet Marek es ungerecht, wenn Alleinerziehende etwas mehr Unterstützung für ihren und unseren Nachwuchs bekämen, als Paare. Das ist aufgrund der Erfahrung der ledigen Mutter eines Sohnes durchaus logisch. Immerhin ist die psychosoziale Arbeit, und der damit verbundene Stress, in einer Beziehung wesentlich höher, als bei Singles. Außerdem ist es aus völkischer Parteientradition prinzipiell falsch, wenn das „normale“ Kernfamilienbild – Vater, Mutter, Kind(er) – nicht besser gesponsert wird, als irgendeine „fehlerhafte“ Familienkonstellation, die in der Tat meist unfreiwillig passiert.

Aber genauer dürfen wir Mareks Nicht-Beweggründe nicht wissen. Deshalb werden wir auch niemals erfahren, ob sie bloß übersehen hat, dass der Plan der Frauenministerin Paare mit Kindern nicht schlechter stellt, sondern lediglich den schlechteren Stand Alleinerziehender gegenüber den Paaren verbessern will. So etwas nennt man nämlich ausgleichende Gerechtigkeit in einem Sozialstaat, der darauf abzielt, dass die Gemeinschaft ihre schwächeren Mitglieder stärkt und fördert. Vielleicht hat Frau Marek allerdings auch nicht begriffen, dass Paare meist über ein höheres Einkommen verfügen und sich anfällige Arbeiten und Betreuungszeiten besser teilen können, als jemand, der niemanden zum teilen hat. Möglicherweise ist Frau Marek zwar ledig, aber nicht allein erziehend, wenn aber doch, so ist es denkbar, dass sie sich das ganze mit ihrem Politikergehalt locker leisten kann und deshalb nicht weiß, dass vor allem viele Alleinerziehende kaum über die Runden kommen. Möglich ist natürlich auch, dass über das traditionelle Familienmodell nichts drüber stehen darf, selbst wenn es von traditionalistischen PolitikerInnen selbst nicht aufgestellt wird, selbst wenn niemand etwas dafür kann, wenn er/sie einen Lebenspartner verliert. Da darf nicht einmal die Logik, der Verstand und Solidarität im Sozialstaat drüber stehen. Völkischparteiliche Hauptsache sind heterosexuelle Paare mit 2 ½ Kindern.

Warum Heinisch-Hosek, als Frauenministerin, sich den Unsinn einer Staatssekretärin überhaupt gefallen lässt, werden wir vermutlich auch nie genau erfahren; zumindest werden wir niemals den Sinn und Zweck der ganzen Streiterei erfahren. Die BürgerInnen dürfen nur eines wissen: Ihrer StellvertreterInnen haben den Verstand verloren, verfügen dafür aber stets über ein seriöses Erscheinungsbild (mit Ausnahme von Peter Westenthaler), hinter dessen Detailmangel sich all die Ideologien verbergen, die sie sich nicht lauthals zu äußern und schon gar nicht beim Namen zu nennen getrauen.

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