Mittwoch, 4. März 2009

LehrerInnen sind keine Kosten - sondern das Fundament

Längere Arbeitszeit für Österreichs Lehrer und Lehrerinnen bei gleichem Lohn, ist eine anders gestaltete Lohnkürzung. Das weiß die Bildungsministerin Claudia Schmied, das weiß ihr Kabinett, weshalb sie mittels umständlicher Sprachausgabe tunlichst vermeiden, das Kind beim Namen zu nennen, das heimische Schulen zum Glück niemals besuchen muss. Geboren musste es jedoch offenbar werden, weil nun selbst die LehrerInnenvertreter mit Schrecken und Erstaunen feststellen konnten, das kein Geld mehr da ist, um irgendetwas Sinnvolles mit diesem irren österreichischen Schulsystem anfangen zu können. Da dachte sich die Bildungsministerin: Machen wir eben das Gegenteil vom Sinnvollen und sparen am Fundament. Wobei man verstehen muss, dass die Frau Ministerin als Doktorin einer Wirtschaftsuniversität nicht wissen kann, dass ein Gebäude sehr leicht einstürzen kann, wenn Fundament und Trägersäulen überfordert werden, weil der Großteil des Baumaterials in überflüssige Fassadenelemente und Zierrad gesteckt wurde.

Es ist wohl eine nicht abzustreitende Tatsache, dass man ohne LehrerInnen keinen Unterricht führen kann. Kann man ohne Overheadprojektor unterrichten, ohne Beamer mit dazugehöriger Projektionsfläche? Das wohl, schmeißt die Dinger aus dem Fenster und spart damit Strom. Fassaden werden überall saniert, damit es so aussieht, als geschehe etwas Wirkungsvolles - aber im Inneren des Gebäudes und Systems modert es weiterhin.

Vermutlich geht es sogar ohne Tafel und wenn es sein muss ohne Schulgebäude: Wir machen es eben wie bei Entwicklungshilfeprojekten in bei weitem ärmeren Ländern als dem unsrigen und stellen ein paar billige Baracken oder Zelte auf – die lassen wir uns von den Banken und Wirtschaftsunternehmen sponsern, die unsere Steuergelder in Form von „notwendigen“ Subventionen fressen. Aber bei den Lehrern einzusparen ist, als würde man ein neues, modernes Krankenhaus errichten, voll geräumt mir den teuersten Gerätschaften, in dem allerdings die ÄrztInnen und PflegerInnen fehlen. Wer soll da die Arbeit übernehmen, die Zivildiener vom Roten Kreuz?

Wertschätzung ist wichtig, die man LehrerInnen gegenüber für ihre Arbeit zollt, die eine der wichtigsten und grundlegendsten Säulen unserer demokratischen Gesellschaft darstellt. Aber mit Wertschätzung hat diese anders formulierte Lohnsenkung derer, die so wichtig für die Gesellschaft sind, nichts zu tun. Wer nicht geschätzt wird, geht bald nicht mehr motiviert, sondern miesmutig an die Arbeit – Das wäre im Falle der LehrerInnen, unter denen es ohnedies schon genug unfähige Kinderschrecken gibt, eine fürchterliche Entwicklung. Lasst lieber ein paar Konzerne bankrott gehen, bevor ihr dem Schulsystem das Rückrat brecht. Da sich die Finanzwirtschaft gerade in Österreich nicht ändert, gehen all die subventionierten Unternehmen früher oder später ohnedies Pleite; und was nützt einem Menschen ein kurzfristiger, mieser Arbeitsplatz in einem miesen System, wenn er niemals eine wertvolle Bildung genossen hat – durch Menschen, die motiviert waren, ihm einiges beizubringen. Diese Menschen, die Lehrer und Lehrerinnen aller Schulen müssen gerecht und gut entlohnt werden – besser als die Berufspolitiker beispielsweise, die ohnehin gesponsert werden. Immerhin: Im Vergleich zu ParlamentarierInnen und MinisterInnen arbeiten LehrerInnen stets für andere und diese Arbeit ist wirklich fundamental, im Gegensatz zum Populismus im Hohen Haus. Gut entlohnten, wertgeschätzten und motivierten LehrerInnen kann man auch mehr abverlangen und schrittweise ihren Berufstand generell aufwerten.

Der Finanzminister hat kein Geld dafür? Soll er zu den Banken und Kreditinstituten gehen – die es nach eigenen Angaben ohnehin nicht brauchen, um es sich wieder zu holen. Die derzeitigen Sparmaßnahmen an der Bildung der Kinder erscheinen jedenfalls wahnwitzig: Als würden Konzernbosse, in der obersten Chefetage ihres Wolkenkratzers sitzend, anordnen, dass man sogleich dessen unteren Stockwerke wegreißen solle, damit sie dort einen Golfplatz errichten können. Auch das hätte zerstörerische Folgen.

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