Donnerstag, 27. November 2008

Dürre Wünschträume von der Werbewelt

Der US-amerikanische Psychologe Kevin Thompson ließ nun im (Ö1)Radio entdecken, dass es die Bilder in den Medien sind, die vor allem Frauen dem Schlankheits- bzw. Dürrheitswahn bzw. "Schönheitswahn" verfallen lassen. Doch gerade in den USA isst das Krümelmonster bereits Obst und dicke Kinder werden ins Bootcamp geschickt.

Ja, ja: Auf richtige Maß kommt es an. Zu dünn und – nach den ebenfalls thematisierten Schönheitsoperationen – voll gestopft mit Kunststoff zu sein, ist wohl ebenso wenig gesundheitsfördernd wie Fettleibigkeit. Aber sollte man deshalb eine EU-weite Einmischung in die mediale Bilderwelt durchsetzten, wie die Stadt-Wien-Frauengesundheitsbeauftragte Beate Wimmer-Puchinger sich wünscht? Sich in die Werbung einmischen? Das wäre so, als ob die Politik letztlich doch noch eine Kontrolle der Finanzmärkte mit Rücksicht auf das Wohl der Weltbevölkerung durchsetzten würde. Das wäre verantwortlich! Und gegen Verantwortung sind Politiker aus beruflichen und psychologischen Gründen allergisch.

Die Werbung – und das ist nichts Neues – verkauft Lug und Trug, um Bedürfnisse für Produkte zu erzeugen, die großteils kein Mensch braucht; und sie geht einem mit unappetitlicher Einfallslosigkeit auf den Geist, wenn man gezwungen ist, an den städtischen Werbeplakat-Alleen eines gewissen Werbestandort-Monopolisten, dem offensichtlich der gesamte öffentliche Raum gehört, entlang zu wandern.

Alle zwei Jahre kommt man im Rahmen irgendeiner Konferenz oder eines anderen Anlasses dahinter, dass Medienbilder ein falsches körperliches Idealbild meist bei jungen Frauen vermitteln würden - und dabei spricht noch niemand über das Frauen/Menschenbild in der Werbung an sich: Da paaren sich Sexismus und pervertierte Frauenfantasien in den Köpfen untalentierter, großteils männlicher Werbemacher mit der Photoshop-Hyperästhetik – nicht erst seit gestern. Aber deshalb mischt man sich doch nicht in die Werbung ein (wobei ein Frauen/Männermagazin ebenso ein 99%iges Werbeprodukt darstellt, für welches man sogar freiwillig bezahlt – soweit hat uns die Werbung im Griff).

Würde man auf politischer Ebene die Werbung manipulieren wollen, nur weil sie sich in weiterer Folge (wieder einmal) als gesundheitsschädigend entpuppt, könnte man ja gleich den Neoliberalismus – der eigentlich Geldliberalismus heißen müsste – abschaffen. Aber das wäre vernünftig und somit, aus heutiger Wirtschafter-Sicht, durchwegs unmenschlich.