Donnerstag, 16. Oktober 2008

Spiel

Weiche Schritte tun gut. Es gelingt dir Gleichmäßigkeit. Weiche, gleichmäßige Bewegungen der Beine; weiches, festes Aufkommen der Füße; eine geschmeidige, geradlinige Bewegung des Körpers, die Plattform der U-Bahnstation entlang - Richtung Ausgang. Das ist das Spiel, weiche, gute Bewegungen zu machen, schnell zu sein, gut zu spüren, sich gut zu fühlen. Man sammelt Erfahrung. Das Spiel geht weiter, das Spielen endet noch nicht.

Du verlässt den Bahnhof nach Mitternacht. Auf dem Platze unter der S-Bahnüberführung spielen junge Männer Fußball. Jüngere Männer stehen daneben, folgen mit ihren Blicken den Frauen mit den engen Gewändern und den großen Handtaschen.
Deine Blicke folgen den Blickenden, den Spielenden. Deine Augen spielen mit, du genießt die eigentümliche Atmosphäre, dieses seltenen nächtlichen Ereignisses; dieses hüpfenden und prallenden Balles, der laufenden Männern, der stehenden, langen Figuren mit den Händen in der Tasche, der gerade hin strebenden, nicht aufblickenden, eilenden Frauen dazwischen. Alles geschieht zugleich, andere Menschen verschwinden und tauchen auf im Hintergrund, du entfernst dich zügig hinter dem Kamerabild deiner Augen. Augenblick, dann empor, das weiße Wohnhaus hinauf. Ganz oben brennt noch Licht, im welchen der obere Teil einer Frau in weißem Pullover, mit einer Malerpalette und einem Pinsel in Händen, an der Wand, hinter dem Fenster, unersichtliches pinselt.

Ein Augenblick nur, unwesentlich, aber entscheidend, unwichtig, aber wichtig. Zufallsgenerator, das Schicksal, alles funktioniert. Wunderbare Szenerie, wunderbares Spiel. Manchmal ist’s schwer, denkst du dir – allein – manchmal ist’s einfacher, schöner auch – nicht allein. Das Spiel geht jedenfalls weiter und du lernst es und du wirst.

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