Mittwoch, 8. Oktober 2008

Da liegt ein anderer im Torbogen eines Diskontladens

Da liegt einer im Torbogen eines Diskontladens auf einem Stück Karton und schlummert. Da steht einer mit Krawatte vor einem großen Publikum und redet von Kaviar, sich um seine Existenz. Da sitzt einer im Aufsichtrat eines teilprivaten Unternehmens und verzockt die Zukunft von Tausenden, mit einem grinsenden Gedanken an den nächsten Betriebsausflug nach Maui.

Was unterscheidet den Einen vom Andern? Was macht den Menschen? Das Gesicht des Schlafenden auf dem Boden einer staubigen Straße, im offenen Feuer der Neonbeleuchtung, ist weich, es ist friedvoll und lässt an die schöne Unschuldsmiene eines Kindes denken.

Der eine gilt als großer Krawattenträger. Für die anderen Krawattenträger gilt der Vorsatz: Verliert er, so ist’s ein übles Schicksal und ihn trifft keine Schuld. Für den Schlafenden jedoch gilt der Satz: Hat er dies Schicksal, so ist er selbst daran schuld, ein Verlierer zu sein.
Es sind dieselben Gesichter dieser Herren der Schöpfung, es sind dieselben Worte dieses Patriarchates, das Ignoranztum benannt sein müsste: Die Deutung dieser Menschen jedoch dreht sich nach dem Winde, der aus ihren Arschlöchern pfeift und entsprechend nichts weiter wert ist, als ihr winziger Beitrag zur Klimaerwärmung.

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