Samstag, 18. Oktober 2008

AkademikerInnen are hard to kill

AkademikerInnen haben bessere Karrierechancen? Stimmt und zwar selbst dann, wenn ihr Arbeitsplatz ein Taxi ist. Das liegt weniger an der Ausbildung an sich, als an den grundlegenden Überlebenserfahrungen, die man als Student zu absolvieren hat. Der Großteil des Studentendaseins besteht aus Jagdsport im Dschungel des Papierkrams:
Die eine Hälfte der Studienzeit verbringt man mit der Jagd auf Literatur und diverse Unterlagen, die andere Hälfte mit der Jagd auf alle erdenklichen Bestätigungen, Zeugnisse, Papiere, die belegen, dass man das tut was man tut – nämlich Studieren. Im Laufe der Zeit gewinnt man somit ein erstaunliches Geschick und Gespür für Bürokraten und deren Lebenswelt.

Man findet sich einfach schneller in behördlichen Einrichtungen zurecht, als Menschen, die niemals versucht hatten, an einer Uni ein detailliertes Vorlesungsverzeichnis zu finden, indem auch wirklich drin steht, was man wissen will. Die Erfahrungstiefe hängt hierbei natürlich von der jeweiligen Universität bzw. deren Grad an organisatorischem Chaos ab und auch wenn die Uni Wien, - qualitativ - im internationalen Vergleich, unter dem 80sten Platz liegt, so gehört die hier erhältliche Chaos-Experience sicherlich zu den besten weltweit.
Auch die Praxis, seine eigene Existenz zu legitimieren – sowohl auf Papier als auch verbal - ist im Vergleich zu anderen Berufsgruppen einzigartig. Oder hatten sie schon einmal ihren Busfahrer oder den Bankangestellten gefragt: „Und warum machst du das? Wozu ist das gut?“
Der Student legt sich im Laufe der Erfahrungen ein ganzes Sortiment an diesbezüglichen Selbst-Erklärungen zu, die er je nach Fragenden, in unterschiedlicher Weise, prompt ablegen kann. Und ohne seinen Studentenausweis und einen Stapel Studienbestätigungs-Blätter geht er nicht aus der WG.

Vom Bedarf an Erklärungen, warum man – ausgerechnet – das studiere und was das eigentlich sei, was man studiere, sind natürlich Ärzte, Juristen und Betriebswirtschaftler ausgenommen. Als jemand, der nicht zu einer dieser Richtungen gehört, muss man daher zusätzlich die Erklärung parat haben, warum man denn nicht Medizin, Jus oder BWL studiere – also etwas Gescheites.

Kennen Sie eine/n KingergartenpädagogIn, die je gefragt wurde, warum er/sie nicht SöldnerIn in Dafur oder Afghanistan wurde?

Somit werden junge Studenten, während ihrer Studienzeit trefflich auf den Überlebenskampf im „wirklichen Leben“ vorbereitet, kennen alle Behördengänge besser als jeder Pensionist, mussten sich ein unerschütterliches Berufs-Ego zulegen und haben vielfältigere Job-Erfahrungen gemacht, als ein halb-legaler Wanderarbeiter. Zwar hat man das meiste Wissen aus der Studienzeit – aufgrund mangelnder Übung – wieder vergessen, doch wo man kostengünstig und gut Mittagessen kann, nachdem man die Büromitarbeiter im Magistrat dazu gebracht hatte, einen in Rekordzeit abzufertigen und sich weitere Behördenwege zu ersparen, zugleich gratis ihre Kopiermaschine benutzen und an ihrer Kaffeekanne bedienen durfte, während man sich wichtige Informationen zur Abhandlung von Mahnungen bei Fristübertretung geben lies, (und man sich letztlich auch noch zur Betriebsfeier einlud); all dies Know-how bleibt einem erhalten.