Samstag, 27. September 2008

Wann kommt die Flut?

Da hallt die Rede des Molterers, aufklärend über die Aufgaben der Politikk (richtig, mit Doppel-KK) bei Endzeitstimmungs-Veranstaltung der ÖVP, wobei er sich eingesteht: „Dass wir die wirtschaftliche Kraft, die in Österreich steckt, ein wunderbares Land. nützen dafür. Und dass wir uns nicht auf den Vater Staat verlassen. Wer sich auf den Staat verlässt, meine Damen und Herren, ist früher oder später verlassen!“
Das ist ein Eingeständnis, dass ich bisher von keinem amtierenden Regierungsmitglied vernommen habe. Wie zynisch, wie überaus selbstkritisch. Vor allem wenn man bedenkt, dass die Aufgabe der Politik – nach Molterers heroischem Geplärre – darin besteht, dass man sich einen Arbeitsplatz nicht erlächelt (siehe Wahlkampf), sondern erarbeitet.
Will die ÖVP, nach ihrer erneuten Machtteilung mit der FPÖ, nach dem kommenden Wahlsonntag, etwa das komplette Parlament abschieben? So, wie das der, am Viktor Adler-Platz, brüllende H.C, in bester Burschenschaftsmarketing-Manier indirekt ankündigte, als er meinte, dass Schluss gemacht werde, „mit Asylmissbrauch und Kriminellen in diesem Land“, wenn er nur Bundeskanzler oder Innenminister werden würde. Da plärrte er, dass er „schwarze Schafe“ nicht bräuchte, in diesem Land. Köstlich.
Ein einheitliches Credo: So lange wir nicht ganz so schlimm sind wie unsere NAZI-Vorfahren, sind wir besser. Stimmt und stimmt nicht.

Was ist die billigste Form des Populismus? Man konstruiert ein Feindbild, projiziert es in eine unbedeutende Minderheit, bis die massenhaft vorhandenen Republik-TrottelInnen sich darauf eingeschossen haben und verspricht dann, selbiges, banales Problem, wahlversprechend zu lösen.

Ein Problem, das nicht existiert lässt sich kostenfrei lösen. Ein Versprechen, dessen Erfüllung darauf beruht, es auf die Schwächsten, Rechtlosesten dieser Gesellschaft, mittels Restriktionen und Verfolgung, abzuwälzen, ist wohl das billigste, boshafteste, dass man sich in einem gesellschaftspolitischen System vorstellen kann – oder will, weil man beispielsweise dereinst von seinen Eltern geliebt wurde und eine humanistische Erziehung genoss. Die Rechtspopulisten müssen, um ihre Wahlversprechen zu halten, nichts tun. Der Faschismus, der Extremismus in seinen unterschiedlichen Formen, vermehrt sich von selbst, wird nachgezüchtet. Bravo!

Auch wenn es sich kaum jemand auszusprechen getraut: Die alten Faschisten argumentierten nach demselben Schema. Diese Partei – dieser H.C. - ist nicht mehr subtil, sondern offensichtlich faschistoid. Ob ich in ein paar Jahren, aufgrund dieser Zeilen, aus Österreich geflohen sein werde?

Privatunternehmer, die schlecht wirtschaften oder wie Spielsüchtige all ihr Kapital auf risikoreiche, falsche Pferde setzten und dabei verloren, werden durch Steuergelder für ihr Versagen entlohnt. So viel zum „gerechten“ Wirtschaftsliberalismus, so viel zu „gleiches Recht für Alle“. Aber gerade gesellschaftlich schlechter Gestellte, auch wenn es sich nicht gerade um Asylwerber handelt, die jahrelang auf ihren Antrag warten, keine Arbeitsgenehmigung erhalten und dadurch in die Kriminalität gedrängt werden, werden mit aller Härte bestraft, wenn die Börsenspekulationen der Großkonzerne die Struktur ihres Lebens auslöschen.

In der pervertierten Verstandeswelt eines Sozialdarwinisten mag dies Fairness heißen, nicht aber unter Menschen, die es verdienen Menschen zu sein (in diesen heiligen Mauern).

Am Höherpunkt dieser neuen Ausformung des Kapitalismus zerstört sich dieser selbst. Das ist nichts Neues. Das kam schon mehrmals vor. Es wird etwas Neues geben.
Altvertraut ist auch die Reaktion der Masse auf dieses Phänomen, ihre Panik, bei der sie ihr kollektives Gehirn an einen vermeintlich starken Führer oder – wie in Zeiten der Massenmedien – gleich an mehrere abgibt. Ein alter Hut. Führer tauchen auf und behaupten sich als Messiase, obschon sie ihr Arschlochtum wenig unterschwellig bewiesen, die Masse jubelt, kennt sich nicht aus, krankt.
Schuld sind die Schwächsten, auf die sich die Orkbanden sogleich mit gefletschten Zähnen stürzen - selbst betrunkene Schimpansen verhalten sich unter ihresgleichen zivilisierter, als diese Menschheit in dieser glorreichen Zivilisation der Freien, der Denkenden.

Mein Desaster ist, dass ich zur Mitte meines Lebens hin, den langsamen Anfang dieses erneuten Zerfalls und nicht dessen rasches Ende erleben darf. Ich vergönne es der Menschheit allerdings. Nicht den Kindern, um die ich manchmal heimlich weinen werde, nicht den Unschuldigen.
Aber den trägen, stinkenden Orks, die sich Menschen zu nennen wagen und behaupten, durch ihre Größe das Recht zu erhalten, einen Staat zu regieren, andere Orks gegen die Juden, die Roma, die Homosexuellen, die Muslime, die Türken, die Arbeitslosen, die “Studierten“, Freidenker und Aufklärer letztlich führen zu dürfen, vergönne ich ihre selbst auferlegte, baldige Selbstzerstörung. Wann kommt die Flut?

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