Samstag, 21. Juni 2008

Weniger fade

Das BZÖ hat sich nun, da die SPÖ ihren Vorsitz gewechselt hat, die ÖVP zum Feindbild (innerhalb des Parlaments) erkoren, vor deren „tödlichen Umarmung“ ihr offizieller Chef P. Westenthaler den neuen Kollegen W. Faymann ausdrücklich warnt. Der Neue hätte nämlich keine Chance gegen jene Koalitionszerstörer innerhalb der schwarzen Konservenpartei, meint Westenthaler; und es darf uns nicht verwundern, wenn er, in seinem sanguinischem Favoritner-Slang, den wohlwollenden Weisheitsschluss erbringt, dass der arme, von den bösen Kanzler-Verbrauchern der ÖVP bedrohten Faymann ausschließlich Neuwahlen retten könnten. Nachdem dies aber nicht der Weisheit letzter Schluss sein konnte, kam noch der Hinweis, dass seine Partei sich für eine neue Regierungs-Koalition zu Verfügung stellen würde, wobei man natürlich auch die FPÖ UND die Grünen einladen wolle. Das war der endgültige Schluss aller Weisheit – nachdem bekannt ist, dass die Grünen niemals mit einer Partei wie der FPÖ zusammenarbeiten würden, dies sicherlich auch umgekehrt gilt und sowohl Grüne, als auch Blaue, kein Interesse daran haben, ins abgetakelte Boot des BZÖ zu klettern.

Es ist trotz allen Unverständnisses für solch freundliche Rettungsversuche der SPÖ-Spitze und die mutige Bereitschaft, die Mitverantwortung zur Rettung der Regierung zu übernehmen, jedenfalls bewundernswert, mit welcher Ausdauer der, in einem Verfahren wegen falscher Zeugenaussage stehende, BZÖ-Führer, an seinem Populismus- und Selbstdarstellungs-Training festhält und dabei jeglichen Bezug zur Realität auszublenden scheint. Dass Realität selten etwas mit den politischen Inhalten des BZÖ – oder ihrer Schwester-Partei FPÖ – zu tun hat, war mir ja bekannt. Aber denen ans Bein zu pinkeln, die immerhin die Forderungen zur Erniedrigung, Illegalisierung und Repression gegen Ausländer ohne Urlaubsambitionen und Geld schrittweise durchsetzten, welche sich Ex-FPÖ- bzw. BZÖ-Fürst Haider ausgedacht hatte und der EX-ÖVP-Großkopf Schüssel zu Gesetzen machen lies, - dass ist zwar irgendwie immer noch bewundernswert, andererseits aber auch etwas kurzsichtig.

Zwar gibt es keine Anzeichen dafür, dass das BZÖ sich von seinen Wahlverlusten erholen wird, sollte die ÖVP nach Neuwahlen jedoch erneut vor der Frage stehen, ob sie es erneut mit den Sozis versuchen oder sich bei den oppositionellen Resten vielleicht etwas zusammenkratzen sollte, würde sie, in anbetracht ihr gegenüber solch unfreundlicher Äußerungen, vermutlich nicht den Orangen den Vorzug geben – obwohl man das nicht genau wissen kann, denn die Konsis gingen bisher mit jeder Schlampe ins Bett, wenn diese ihnen nur die Regierung verschaffte (natürlich nur im übertragenen Sinne). Dennoch wirkt erstaunlich frech auf mich, wenn das rechtspopulistische BZÖ in die Waden der einzigen großen Partei beißt, die mit ihnen politische Ambitionen – wenn schon nicht Inhalte, denn diese fehlen bei den Rechtspopulisten – gemeinsam haben. Die SPÖ würde ihr letztes bisschen Glaubwürdigkeit verlieren, wenn sie auch nur an etwas Rot-Oranges denken würde; diese beiden Farben schlagen sich doch zu sehr. Sollte die ÖVP sich also an die westenthalerschen Prahlerei dauerhaft erinnern, hätte sich ihr Urheber das Wohlwollen dieser Regierungsmacherpartei verscherzt; von der SPÖ erwarte ich, dass dieses Wohlwollen von Natur aus nicht für die Beinahe-Rechtesten existiert.

Natürlich vergessen Politiker – aller Parteien – eigene jeweilige Aussagen recht gekonnt, wenn sie müssen und auch P. Westenthaler wird sicherlich die berufsbedingte Gabe nutzen, sein reißerisches Geschwätz so lange zu relativieren, bis es keinen Sinn mehr ergibt; jedoch wäre es nicht verwunderlich – weil eben solche westenthalersche Aktionen typisch für seinen Stil und den seiner Partei sind – wenn das BZÖ sich auch weiterhin seine Zukunft in der Opposition suchen muss, wenn es dafür überhaupt noch reichen sollte. Das wäre allerdings nicht weiterhin schlimm, denn die rechten Wirtschaftslobbyisten, geistig Blinden und/oder seelisch Verwirrten finden ihren Platz ohnedies, in der Anhängerschaft des Blaumannes Strache und eine hohle Populismus-Agentur ist, im hohen Haus der österreichischen Demokratie, bereits mehr als genug. Die Nische zwischen christlich scheinheiliger Volkspartei und traditionsbewusst unheiliger FPÖ ist wohl zu klein, um dem Bündnis Zukunft Österreich genügend Wahlvieh übrig zu lassen. Schade wäre ein weiterer Abstieg des Orangen Gummiballs insofern, als dass sich das humoristische Unterhaltungspotenzial im spannungsreichen Beziehungsfeld zwischen Westenthaler und Strache stets entsprechend auflud und nicht ich weiß , ob es in Zukunft immer noch so lustig wäre, wenn wir nur noch über den „Stra-Che“ lachen dürften. Es wäre zudem ein Verlust an kabarettistischer Vielfalt.

Darum, lieber Westi, halten Sie ihren Witz bei einander, führen Sie ihre taktischen Züge in die richtige Richtung aus, seien Sie nicht all zu gleichgültig gegenüber der Wirkung Ihrer eigenen Reden und versuchen Sie uns somit noch eine zeitlang erhalten zu bleiben – auf das sich die FPÖ nicht einsam fühle, dort in der närrisch rechten Ecke.

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