Dienstag, 24. Juni 2008

Neu wählen?

Es wird erneut spekuliert, laut gedacht, angedeutet, gefordert und dazu demonstrativ geschwiegen: Doch kommen nun Neuwahlen oder nicht? Während der gemütlichere Österreicher und seine (Geld bringenden) Gäste sich noch die EM-Zwischen-Restfetten in der Sommerhitze verdampfen lassen, sind sich die Oppositionsparteien beinahe darüber einig, dass die Karten in der Regierung neu gemischt werden sollten. Das ist verständlich, denn wenn ich beim Pokern kein gutes Blatt hätte, wünschte ich mir ebenso ein Neues (weshalb ich auch darauf verzichte zu pokern). Die Grünen wollen immerhin noch nachfragen, ob die beiden Spielmacher überhaupt noch weitersetzen können, aber selbst dafür braucht es einen Antrag im Parlament.

Ob Neuwahlen nicht einfach nur einen Tritt gegen den stotternden Motor dieses Landes wären? Sofern das letzte tirolerische Landtagsergebnis einen Indikator darstellt, würden beide Großparteien jedenfalls verlieren und die FPÖ dazu gewinnen, was mir – auch wenn ich als Wähler einer repräsentativen Demokratie zum Schwachsinn meiner Mitwähler zu stehen habe – gar nicht gefallen würde. Insofern wäre es ein Tritt, der den Motor endgültig zum erliegen brächte.

Vielleicht haben Kritiker recht, die behaupten, man könne so, wie derzeit die Regierungskoalition, nicht arbeiten – aber behaupten das gerade oppositionelle Kritiker nicht ohnedies immer? Zudem wurden Einzelpersonen zunächst kritisiert und zum Rücktritt aufgefordert, deren Austausch und Zwangsrücktritt hernach ebenfalls zur Basis eines (meist oppositionellen) kritisierenden Populismus gemacht wurde und gemacht wird – So what? Ich denke man sollte die Entwicklung nach den personellen Änderungen abwarten, denn wieder einmal mit Neuwahlen über einen chaotisch erscheinenden Zustand drüber zu fahren, könnte auch nach hinten losgehen – und dort stehen immerhin die Bürger. Außerdem wissen wir, weshalb die nach Regierungskoalitionen lechzenden Rechtspopulisten sich Neuwahlen wünschen – oder nicht? So jedenfalls, sich rück endend nach dem Jahr 2000, könnte bzw. sollte man ebenfalls nicht arbeiten, wie man scheinbar auch so nicht arbeiten sollte, wie eben jetzt gearbeitet oder eben nicht gearbeitet wird.

Der Platter jedenfalls ist immer noch fleißig arbeitend, in seinem Ressort. Er will, dass - trotz seines Wegganges - die Forderung nach Deutschkenntnissen bei zukünftigen Familiennachzüglern von Asylwerbern zu einem Gesetz wird (in einer Reihe von äußerst fragwürdigen). Wer kein Deutsch spricht, der darf zugrunde gehen, denn allein die Sprache zeichnet einen Menschen aus und die deutsche ist schließlich eine besonders edle und schöne; und so eine Forderung an Menschen, die froh sind, das Land, dessen Sprache sie auch in hohem Alter noch lernen sollten, überhaupt zu erreichen, ist auch gar keine Schikane, sondern eine Präventiv-Repression. Also nur keine Panik. Ich werde den Platter vermissen...Und ich würde die jetzige Regierung, die es endlich auf Umwegen schaffte, ihn nach Tirol hin loszuwerden - wo er seines Akzentes wegen auch hingehört - ebenso missen bzw. fürchten, dass es erneut schlimmer werden würde, wenn es tatsächlich hieße: Schon wieder wählen gehen? Das könnte bedeutet, dass der LH Pröll für den Kanzlerposten kandidiert oder was weiß ich welche Verrücktheiten den Herr- und Frauschaften einfallen.

PS: Der Radiosender Ö1 analysierte übrigens, dass der wechselnde Noch-Innenminister Platter immer dann auf sein „kerniges“ Tirolerisch zurückgriff, wenn er über die Umsetzung gewisser Härte zu sprechen hatte, was sich auf der Ö1-Website auch nachhören lässt. Sehr interessant. Nun wissen wir: Wenn der Herr Platter seinen besonders herzigen Tirolerakzent anwendet, müssen wir - oder die Rechtlosen unseres Landes - in Deckung gehen. Also Tirol: Aufgepasst! Wenn der Platter anfängt, als euer Landeshauptmann, so zu sprechen wie ihr, dann passiert bald was ungemütliches - für "Zugereiste" jedenfalls. Ob Platter in Zukunft, aus lauter Langeweile, anfangen wird deutsche Touristen über die nördlichen Hänge der Alpen in dessen Vorland zu jagen, weil diese das kulturell so bedeutsame, tirolerische "R" nicht richtig rollen können, sollten wir ihm zutrauen.

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