Samstag, 10. Mai 2008

Grunsätzliche Ansichten zur ökologischen Zukunft

Man kennt die Katastrophen, jene der Vergangenheit und der Gegenwart, all zu gut und man hat ebenso Kenntnis über die wahrscheinlichen Gefahren der Zukunft, die durch industriellen und kommerziellen Umgang mit dem, was wir allgemein als „Natur“ bezeichnen, hervorgerufen werden. Ich glaube, dass sich das wechselwirkende Begriffspaar Natur - Kultur, gerade in den Industrieländern, dabei vor allem im vergleichsweise kleinen Europa, nicht mehr sinnvoll anwenden lässt, wenn wir Abgrenzen wollen, was als wir unter „Natur“ oder auch als „Umwelt“ verstehen. Wildnis ist das Wort, welches am besten all das beschreibt, das außerhalb des kulturellen Einflussgebietes der Menschen liegt. Die Natur hingegen ist ebenso im Ackerboden wirksam, wie im Menschen selbst und bezieht sich – im Grunde – auf das Wesen aller Dinge, die, ohne das Zutun durch die von Menschenhand geschaffene Künstlichkeit, aus sich heraus wirken und bestehen können. Auch dem von Menschenhand gepflanztes Samenkorn erwächst, aufgrund seines natürlichen Antriebes, von selbst ein Pflänzlein, wenn es die dafür notwendigen Stoffe erhält.

Da, wo das Menschenhandwerk Kultur erschafft, zieht er nicht nur Nutzen aus den unzähligen Wesen, er beeinflusst diese selbst in ihrer Natur. Mit dieser befindet sich der Mensch in „natürlicher“ Beziehung, solange er also die natürlichen Wesen seiner Umwelt nutzt, ohne sie zu manipulieren, zu modifizieren oder zu transformieren. Man kann bei besonders engen natürlichen Beziehungen von Symbiose sprechen.
Verkünstlichung, Kultivierung der Wesen der Umwelt lässt diese Symbiose zu einer Assimilation der Wesen durch den Menschen werden. Auch diese Vereinnahmung kann in einem, der Natürlichkeit entsprechenden, Maß geschehen, wenn man bedenkt, dass der Wechsel, Austausch und die Veränderung von Stoffen und Energien ebenso in der Wesen Natur liegt. Die Grenzen zwischen einer Symbiose und einer Assimilation der Wesen der Umwelt, kann ich selbst, als distanzierter Beobachter, nicht genau ziehen. Ich begnüge mich derweil mit dem Eindruck, dass es sie gibt.

Nun wird von diversen Experten unterschiedlicher Geistesgebiete über die uns bedrohenden Katastrophen diskutiert, wobei sich die Meinungen zu den Lösungen gewisser Probleme, meiner Beobachtung nach, vor allem bei der Frage der Nahrungs- und Energieerzeugung kontrastreich spalten. Wird die Gentechnologie bzw. ihre Manipulation der Wesensnatur von Nutzpflanzen und Nutztieren, die Probleme der Ernährung und/oder des Lebensmittelmarktes lösen können? Wird die nukleare Energieerzeugung die Gefahr der Störung des Klimasystems abwenden können und stellt sie dabei eine „umweltfreundliche“, „saubere“ Lösung dar?
Sicherlich können genetisch entsprechend veränderte Pflanzen und Tiere die Erträge von Agrargütern steigern, wobei den Gegnern dieses Weges recht zu geben ist, wenn sie sagen, die Gentechnologie führe nicht (immer) zu den effektivsten oder sichersten Ergebnissen.
Ebenso stimmt es wohl, dass Atomkraftwerke kaum Abgase erzeugen, was jedoch nicht die Gefahren dieser Technologie und die Problematik ihrer Abfälle vergessen lassen darf.

Aber wie soll man sich nun bei all dem Für und Wider, das jene Experten und Mitwissenden, mal besser, mal schlechter argumentierend, abwiegen, für eine Richtung entscheiden?Raphi hatte gemeint, man solle sich auf das Wesentliche beschränken, meinte mit „man“ unter anderem mich und bezog sich auf das, auf mein Schreiben. Meine wesentliche Überzeugung ist, dass Symbiose der Assimilation von Wesen der Umwelt vorzuziehen ist, beides jedoch ohne Gewalt einhergehen sollte, dass der Mensch also eine Partnerschaft mit, und keine Gewaltherrschaft gegen -, die Natur führen sollte. Diese Überzeugung entspringt keiner spezialisierten Untersuchung, keiner detaillierten Betrachtung der einzelnen Bereiche, sondern einem weiten Überblick aus unterschiedlicher Entfernung auf die Welt. Ich will in einer altmodischen Art und Weise versuchen, in der Natürlichkeit dieser Welt, die über die Natur der Wesen unserer Umwelt hinausgeht, gewisse Grundsätze suchen, die eine weitgehende Allgemeingültigkeit beinhalten.

Dabei habe ich den Eindruck erlangt, dass immer dann, wenn der Mensch eine Gewaltherrschaft ausübte, dies – vor allem wenn sie gegen die Wesen seiner Umwelt gerichtet waren – früher oder später katastrophale Folgen hatte. Manche dieser Folgen hat es sogar so spät, dass sie heute noch nicht eingetroffen sind, auch wenn wir sie erahnen können. Auch daraus lässt sich grundsätzlich erkennen, dass man versuchen muss, Folgen einer Handlung über die Zeitspanne der eigenen Generation hinaus zu bedenken. Der Grundsatz lautet also knapp: Wie in vielen Fragen, auch in dieser der Energiegewinnung und Nahrungsmittelerzeugung, ist harte Gewalt eine schlechte Antwort. Gewaltsam eine Wesensnatur beherrschen zu versuchen, erscheint mir gerade gegen die Natur unserer Mitwesen eingesetzt, von der wir doch alle abhängen, sogar überaus töricht.

Was meine ich mit harter Gewalt: Nicht allein den Einsatz oder die Freisetzung von Kräften, wie es bei der Atomenergieerzeugung geschieht. Negativ gewaltsam wäre es, wenn sich diese Kraftführung gegen die Wesen ihrer Umwelt richten würde – in welcher Weise auch immer. Genmanipulationen, die die Wesensnatur verändern, sind wohl immer gewaltsam zu nennen, wenn sie nicht aus dem Werden des Wesens selbst, sondern „künstlich“ herbeigeführt werden. Ich glaube allerdings, dass hierbei das Ausmaß und der Sinn der Manipulation entscheidend dafür sind, ob es sich um harte Gewalt oder sanfte – möglicherweise sinnvolle – Gewalt handelt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Schreib dich aus