Mittwoch, 14. Mai 2008

Anderes vom Katzelmacher

Um aus meiner Sicht zu erzählen: Ich wurde niemals – auf meinen unzähligen Spaziergängen, auf unterschiedlichsten europäischen Straßen, in unterschiedlichsten Gegenden – von (jugendlichen) Menschengruppen, deren Äußerlichkeiten auf außereuropäischen Ursprung schließen lassen, angepöbelt oder auch nur blöd angeblickt. Während ich jedoch – vor allem in Wien – Menschen mit inländischem Akzent am Rande von Würstelbuden erblicke, welche, in Grüppchen zusammenstehend, passierenden Frauen entgegen und hinterher blöken (anschließendem Hyänen-haftem Gekichere), gleichsam einer Horde Bier trinkender, brunftiger Weidetiere auf zwei Beinen - Was ihnen nichts nützt. Immerhin wissen die angeschnaubten Damen, abgesehen von ihrem naturbedingten Desinteresse, dass Sodomie gesetzlich verboten ist, weshalb die männlichen Rindviecher solchen Verhaltens ohnedies nicht auf eine Paarung hoffen können.

Selbst in meiner Jugend in Salzburg, das Gerüchten nach von türkischstämmigen Menschen überschwemmt wird, was ich als Schauer, der 24 Jahre lang in dessen Landeshauptstadt gelebt hat, verneinen kann, hatte ich keinerlei Schwierigkeiten mit dieser Volksgruppe. Genauso wenig in meiner Zeit in Meidling oder Rudolfsheim-Fünfhaus, Wiens Zuwanderer-Bezirken für Familien mit geringem Einkommen. Jene Grüppchen, die mir einst, bei den Streifzügen durch das alkoholisierte Nachtleben, unbegründet gewaltsam oder feindselig begegneten, sprachen derbes Österreichisch und hatten in ihren Familien offenbar keinerlei Vorbilder für ein sozial adäquates Verhalten, dafür jede Menge angestaute Agressionen. Aber vielleicht ziehe ich gerade solche, aus unerfindlichen Gründen eher an, als die Gewaltbereitschaft anderer - Liegt vermutlich an meinem "südländischen" Charme. Möglicherweise kann man aber auch gesellschaftliche Randbezirk-Bewohner riechen (oder eben nicht), zu denen ich vermutlich genauso gehöre, wie Minderheiten mit Migrationshintergrund (oder -Vordergrund). Bei den Grüppchen augenscheinlich türkischstämmiger Jugendlicher sehe ich übrigens, in der Regel, selten Anzeichen von Alkoholkonsum (auch selten Zigaretten). Bei Inländern? Mit Blick in eine der üblichen Lokal-Ansammlungen, mit mieser Musikathmosphäre und den Betreiber-Versprechen "Wir verkaufen keinen Alkohol an Leute die wie unter 16 aussehen", erübrigt sich diese Frage. Und: Wart ihr schon einmal auf einem Studentenverbindungsfest? Oder habt ihr je einen Jung-ÖVP-Stand in der Disko erleben können? Von einem Perser habe ich jedenfalls noch nie Alkohol, in Form eines Werbegeschenks, erhalten.

Unhöflich und roh angesprochen, wie aus dem Nichts heraus, wurde ich einmal sogar von einer – nach eigenen Angaben – Bürobesitzerin im Magistrat Salzburg, welche eindeutig Inländerin war. Niemals jedoch von einem Mitglied der Türkisch sprechenden Personenansammlungen, die den Frauen übrigens im höchsten Falle nachblicken, ihnen jedoch nicht ins Gesicht schnaufen, wie ich dies bei urtümlicheren Landsleuten durchaus beobachten musste. Mir persönlich fiel auf, dass sich Annäherungen an Frauen, durch fernländisch wirkende Menschen, im Übrigen eher leise vollziehen, während bei Alltagsgesprächen auf Arabisch oder Türkisch umso lauter getönt wird. Eine verkehrte Welt zur inländischen. Ebenso verkehrt, wie meine aufgefasste Realität sich zu den „Krone-Klischees“ und jenen Vorurteilen kleinformatiger Menschen verhält. Wobei ich überzeugt bin, dass ich mehr Zeit auf den Straßen verbringe, als jene gestressten Redakteure, die eifrig an der Verbreitung neuer Katzelmacher-Geschichten basteln und dass ich genauer hinsehe, als Menschen, die aufgrund ihres finsteren Blickes wohl ohnehin nur ihre eigenen Augenbrauen zu sehen bekommen. Bei all diesen Gerüchten über den, aus Gründen der Mentalität (Rasse?), bösen "Ausländer" (oder Austrianisch: Aoslender), gewinne - ich jedenfalls - den Eindruck, dass nicht nur der Neid gewisser Angestammter, auf gewisser Erfolge gewisser Zugewanderter, ein Urgrund hierfür ist. Auch nicht ausschließlich die menschlich-globale Tradition der Behandlung Fremder, welche mehr als nur Gäste sein wollen.

Aber natürlich ist dies alles nur meine persönlichste Sicht der Dinge.

PS:
Mir hatte auch bisher in keiner Weise ein „Bettler“ blöd hinterdrein geredet, wenn ich ihm nichts gegeben hatte (auch wenn die Wiener Linien das Betteln nicht gestatten wollen). Wohingegen Unterschriftensammler von Fundraisingunternehmen, im Auftrage „anerkannter Wohltätigkeitsorganisationen“ (denen man den Wiener Linien zufolge eher sein Geld spenden sollte, wie sie regelmäßig per Lautsprecherdurchsage bekannt geben), ihr möglichst idiotisches Verhalten auf diese Weise durchaus auf die Spitze treiben können, wenn man ihnen gegenüber kein Interesse zeigt.

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