Donnerstag, 3. April 2008

Zweitkanzlers unterdrückte Homophobie

Österreich ist wohl die einzige Republik der Welt, mit zwei zeitgleich regierenden Bundeskanzlern. Jener zweitgewählte Kanzler Molterer spricht sich nicht klar gegen Beziehungen homosexueller Menschen aus, doch will er sich nicht in den geheiligten Hallen hiesiger Standesämter als eingetragene Partnerschaft bestätigt sehen – es deucht mich, er hätte sich zudem gegen eine begleitende Zeremonie ausgesprochen. Ich würde eine Karte für den nächsten Schwulen- und Lesbenball geben, um Einblick in sein Gehirn zu bekommen. Vielleicht würde sich dadurch herausstellen, wo und wie er die Partnerschaft von Homosexellen offiziell eintragen lassen möchte, wenn nicht am Standesamt, belegt mit einem Zeremonienverbot – vielleicht im Keller des Innenministeriums, von Sicherheitsleuten bewacht, die verhindern sollen, dass sich die frisch eingetragenen Partner und Partnerinnen all zu sehr erregen und in Feierlaune geraten. Die Folgen wären schließlich nicht auszudenken, wenn sich Menschen über ihre homosexuelle Beziehung freuen würden – da könnte ja jeder schwul oder lesbisch werden.
Würde ich in Herrn Quasi-Kanzler Molterers Kopf einen Blick hinein wagen, würde mir vermutlich zu allererst „Ben Sixteen“ Ratzingers erhobener Zeigefinger ins Auge fahren. Der Mann wird zwar „heiliger Vater“ genannt, hat aber, soviel ich weiß, noch keine Wunder vollbracht, die der offiziell-katholischen Heiligsprechung vorausgehen müssten; Vater ist er wahrscheinlich auch nicht, nachdem er soviel Wert auf sein Zölibat legt. Der Papst ist also relativ unfruchtbar, verlangt aber von anderen, sich zu vermehren und die Welt mit braven Christen zu bevölkern – weshalb er auch ein Problem mit Kondomen hat, die nach seiner Meinung nur dem Schutz von Ehepartnern dienen sollen.

Das erweckt in mir den Wunsch ebenso Einsicht in das Oberstübchen dieses greisen Herrn zu erhalten. Meint er bezüglich des Schutzes von EhepartnerInnen, die jeweils eigenen EhepartnerInnen, bzw. ist dies eine unterschwellige Erlaubnis zur Untreue unter verheirateten Katholiken, gleichsam einem Swingerclub katholischer Eheleute, um das Gen-Material der zukünftigen Schäflein per besserer Durchmischung zu steigern? Denn die Kondomerlaubnis (nur) für kirchlich Verheiratete kann nicht die tatsächliche Motivation dieses Zugeständnisses an die Latex-Lebensretter sein. Denn es kommt sicherlich höchst selten vor, dass zwei heiraten, um verhüteten Sex zu haben – noch dazu mit Gummi. Aber vielleicht hat „Papa-Ratzi“ von solchen Dingen zu wenig Ahnung; Und dass er Kondome nur Verheirateten erlauben will, zugleich Homosexuellen die Heirat verweigert, lässt mich vermuten, dass nicht alle Priester schwul sind. Auch nicht Benedikt, obwohl es da gewisse klischeehafte Anzeichen gibt: Sanfte - beinahe feminine Stimme, gilt als gutmütiger Kerl, trägt auffällige lange Kleider, steht auf Fortpflanzung – mag Kinder, wollte aber selbst nie welche haben und ist nicht verheiratet, obwohl er dauernd von der Ehe spricht. Außerdem arbeitet er mit einem Haufen Männern zusammen, von denen er sich „Papa“ nennen lässt. Man stelle sich das vor: Ein alter Mann mit langem Rock, friedlich verklärtem Blick und der Berufsbezeichnung Papst (vom lateinischen Papa abgeleitet) - wie ruft dieser wohl nach seinem Sekretär? Komm zu Papa?

Aber das ist natürlich nur blödes Geschreibsel. Der Papst hat mit Homosexuellen nichts zu tun, weshalb er sie für eine Perversion gegen die heilige Ordnung der Kirche…pardon - Natur hält. Außerdem würde sich Zweitbundeskanzler Molterer, seiner irreführender Weise als „bürgerlich“ benannten Gesinnung wegen, nicht vom Dogmatismus des katholischen Oberhaupts zu seiner Aberkennung des Rechtes auf Gleichberechtigung von Schwulen und Lesben (sowie Queer-People) nötigen lassen, wenn der Vater und sein Stuhl am anderen Ufer stehen würden. Vielmehr will unser Vize eine gewisse – ebenfalls irreführend als konservativ bezeichnete – Wählerschicht nicht enttäuschen. Sowie eine faschistoide Weltanschauung nichts mit Konservatismus zu hat, so hat Molterers Ablehnung einer Befürwortung von eingetragenen Partnerschaften für Homosexuelle, nichts mit vernünftigen Gründen zu tun. Allerdings kann er nicht laut sagen, dass die kulturell und geistig Zurückgebliebenen, die seine Partei wählen, ihn zu einem Nein zwingen, wogegen er auch nicht viel machen will, denn als ehrbarer Katholik würde er Homosexualität am liebsten völlig verbieten. Dabei bekommt er für seine Haltung sogar Kritik aus der eigenen Partei und ich kann mir nicht vorstellen, dass es Homosexuelle in der ÖVP gibt – letzte Bürgerliche hingegen, die diese Bezeichnung nicht von Bürgerrechten trennen wollen, offenbar schon, die am Plan zu Gleichberechtigung festhalten wollen.

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