Donnerstag, 24. April 2008

Das steht nicht im Regierungsprogramm

Warum, o Herr, o heiliges Doppelkinn von Krawattenhausen, muss mein Herz diesen Wogen der Zweifel ausgesetzt sein, mein Aug solch Posieren schauen, mein Ohr solch Geplapper hören.
Die ersten 1 1/2 Jahr breites Gezanke, mit Stückchenweisen ansägen der eigenen Abmachungen darüber was getan werden darf und was nicht, und nun allgemein breites, jedoch verzweifelt wirkendes Grinsen und ebenso breiter Konsens – welcher darin besteht: Was auch immer bei den Koalitionsverhandlungen zwischen SPÖ und ÖVP abgemacht wurde, daran wird festgehalten. Warum diese späte Einsicht? Schon klar: Man hat gemerkt, was den Demokraten in den USA noch nicht einleuchtet, dass man sich nur gegenseitig politischen Schaden zufügt, wenn man versucht allein dem Anderen, dem Koalitions-Partner, dem Genossen und Kollegen, zu schaden. Und eine Erstarkung der verkappten, faschistoiden(haften) PR-Agentur FPÖ, will man selbst der Wilhelm nicht, dem das zwar aus elitären, wirtschaftsbrachialen Gründen ganz gut passen müsste, jedoch nicht aus katholischer Sicht (irgendwie ist man ja doch auch Christ).

Also wurde mit einem Male aufgehört, sich gegenseitig in die Rippen zu boxen, weil man annahm, dies würde dem Gegner, für die nächste (Neu)Wahl einen blauen Fleck – der auch grün sein könnte - verpassen. Was in Russland die Oligarchie ist, ist in Österreich ein Kasperltheater, dessen Puppenspieler gerade Pause machen, weil die Kinder vereinzelnd weinen und plärren. Man nun grübelt, woran das wohl liegen kann und wie es wohl möglich wäre, den eigenen Dilettantismus weiterhin auf die Bühne zu bringen und zwar – was sehr schwierig ist – ohne das er bemerkt wird. Zeitweise wird sogar hinter zugezogenen Vorhang gezockt und dann heißt es nur „Wir tun das, was im Regierungsprogramm steht“, wenn nicht „Kein Kommentar.

Was im Regierungsprogramm steht…Als würde sich ein Dirigent fürchten (oder zwei) beim Dirigieren den Blick aus den Noten zu nehmen. Das Orchester sucht vergeblich nach Augenkontakt, denn der Maestro (die Maestros) wollen keinen Fehler begehen und dadurch etwa missfallen. Als würde ein (oder zwei) Steuermann vor lauter Sorge sich im großen Unwetter zu verfahren, nicht den Blick vom GPS-Navigationsgerät lassen können, um geradlinig in den nächsten Eisberg zu donnern. Schlimme, schlimme Vorstellungen. Aber vielleicht bewahrheiten sich dies Metaphern demnächst in einer Katastrophe, vielleicht durch eine Privatisierung der Regierung – oder ist das schon geschehen? Denn was kann schon bei einer Regierung herauskommen, die sich davor fürchtet zu re(a)gieren, weil man Angst vor den möglichen Reaktionen des Regierungspartners hat, weil man zudem den Wählern gefallen will und daher die Maske der Professionalität, in den Farben der Passivität, aufsetzt. Ein Parteinklüngel, der regiert, um zu gefallen und in Ruhe gelassen zu werden, der entweder den Partner attackiert, weil er sich davon einen indirekten Machtzufluss erhofft oder es sein lasst, aus den selben Gründen bzw. weil er bemerkt das es nicht funktioniert, nenne ich heuchlerisch und stark beeinflussbar. Eine solche Regierung brauchen wir nicht – aber ich weiß: Ein Machtwechsel steht nicht im Regierungsprogramm.

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