Dienstag, 22. April 2008

Das Grüne Wundern

Eigentlich ist´s amüsant. Vor kurzem war die Forderung nach so genannten Bio-Treibstoff, also Sprit aus pflanzlichem Rohstoff, hier und da lauter, als sogar die grüne Opposition hierzulande rufen konnten – die hatte gewisse Vorbehalte bezüglich der Umsetzbarkeit, während die großen Fische vermeinten, umweltbewusste Wähler vom Wasserspiegel der Politikfrustration schnappen zu können. Nun kann man heftiges Zurückrudern dieser Tage beobachten und da es kritisch zu sein scheint, rudert vor allem die Grün-Fraktion der EU fleißig mit, um den Bio-Treibstoff, ohne gewisse Maßregelungen, als nicht uneingeschränkt gerecht für das Bio darzustellen. Auch wenn es zudem andere Gründe für die globale Lebensmittel-Überteuerung gibt - lebensgefährliche Börsen-Spekulationen oder die Überproduktion für die reichsten Länder beispielsweise - ist`s durchaus bedenklich, Nahrungsmittel ins Auto zu pumpen, wo man auch, bei richtigem Management, die Tonnen an weggeschmissenem, weil zum Überfluss hergestelltem, Brot verwenden kann. Insofern haben es einige, die vielleicht zunächst die Förderung des Bio-Sprits wollten, nun besonders eilig, diese Entwicklung abzubremsen bzw. einen konstruktiven Weg zu vermitteln, damit der Segen der nachwachsenden Fahrzeug-Energie, nicht den Verlust von Lebensenergie bedeutet und somit noch mehr Konfliktpotenzial in den ärmsten Regionen.

Die EU will zwar nicht von ihrem Kurs auf das Land des Tortilla-betriebenen KFZ abweichen, doch gibt es immerhin Zugeständnisse an die Kritiker. Diese haben ihrerseits einen sehr frisch wirkenden Kontrahenten für sich entdeckt: „Die Agrarlobby“ profitiere in erster Linie vom Kartoffel-Sprit. Immer diese Lobbys.
Dabei sollten sich die ursprünglichen Preisenden des pflanzlichen Fahrzeugstoffes selbst einmal an den naiven Nasen nehmen. Denn wenn sogar die Republikaner in den USA dessen Ausbau beschleunigen und es keinen Widerstand anderer Lobbys gibt, wie soll diese Entwicklung dann das Wohl der Menschheit fördern – das wäre vielleicht in einem Paralleluniversum möglich, jedoch nicht im Universum unserer guten alten, ewig gierenden Menschheit - so wie wir sie kennen. Diese übertreibt sogar den Klima- und Umweltschutz ins maßlos Destruktive, sofern dabei kurzfristig profitiert werden kann. Infantilisierung der "westlichen" Menschheit? Wenn ja, dann tragen die Infantilen nicht T-Shirts mit Trash-Aufdrucken und lustige Haartracht, sondern Anzug, Krawatte und (nicht plus) lackierte Stöckelschuhe.

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