Donnerstag, 17. Januar 2008

Politische Selbstmörderin mit Humor II

Im Falle winterlicher Aussagen durch jene FPÖ -Spitzenkandidatin, möchte ich hinzufügen, dass man nicht nur mit ihr schelten darf. Immerhin traf sie eine zu wertende Aussage, was man von ihren ParteikollegInnen nicht sehr häufig behaupten kann.
Der Parteivorsitzende H.C. Strache beispielsweise scheint ein rhetorischer Schnellschütze zu sein. Da kommen Floskeln und eindrucksvoll klingende Begriffe wie aus zwei, in imaginären Halftern auf ihren jederzeitigen Einsatz wartenden, Pistolen geschossen. Ich kann mir vorstellen, dass Herr Strache sich des Nachts in seinem Bett umher wälzt (was er allerdings mit seinem „reinen Gewissen“ gar nicht notwendig hätte) und immer wieder halblaut und halb schlafend, „Das ist ja pervers, ist das!“, „Kopftuch-Terror“ oder „Österreichischer Schweinebraten, statt deutsch-türkischen Kindergarten“, raunt.

Warum es zu solchen, aus irgendwelchen schwer nachvollziehbaren Zusammenhängen gerissenen, inhaltlichen Fetzen auch in seinem Wachzustand kommt, erfährt man nur selten und auch wenn der Mangel an konkreten Aussagen in den Reden vieler Politiker in Erscheinung tritt (da kann noch so oft das antrainierte „Ich sage das mit aller Klarheit“ vorgeschoben werden), so sind die rechtspopulistischen Parteimitglieder doch Meister darin, viel zu reden und wenig zu auszusagen.

Nicht so die Frau Winter. Man muss ihr anrechnen, dass ihrer Behauptung gegenüber Mohammed trotz allem so etwas wie ein intellektueller Prozess vorausgegangen sein muss.
Sie musste strategisch überlegen, wer ihr Feind bzw. das Feinbild ist, welches sie in der Bevölkerung etablieren möchte und sie war vorsichtig (oder feige) genug, sich eine Gruppe auszusuchen, die schwach sein dürfte: Die Muslime in Österreich. Klar. Die Juden sind ja mittlerweile sehr wenig geworden und auch wenn die Muslime eine Minderheit darstellen, sind doch ausreichend vorhanden, um sie polit-thematisch zu verheizen. Zudem sind viele vor kurzem oder längerem – jedenfalls nach dem 2. Weltkrieg – nach Österreich immigriert und haben daher in der Praxis nur geringe Rechte vor dem Recht.

Des Weiteren hatte sie die alte Weisheit berücksichtigt: „Kenne deinen Feind besser als dich selbst“. Ich weiß zwar nicht, wie gut Susanne Winter sich selbst kennt, aber immerhin hat sie es versucht. Zudem musste sie sich die Mühe machen, sich mit den einschlägigen Quellen auseinander zusetzten, zu den Überlieferungen von Buchārī & Co und den aktuellen Gesetzten des modernen Rechtstaates, auch wenn sie vielleicht die falschen Quellen, falsch verstanden und/oder vergaß zu vergleichen – so viel Fleiß findet man bei Politikern selten und bei manchen weiß man nun auch warum.

Die größte Leistung aber, die ich einer Amtsperson ihres Status nicht zugetraut hätte, weil ich bis dato dachte, Politiker währen hauptsächlich Menschen, die zwar die Matura schafften und ein wenig studierten, aber für eine akademische Karriere zu untalentiert, für die Privatwirtschaft zu wenig gerissen und für den Medienbereich zu geschmacklos wären – die größte Leistung also, war die kognitive Verknüpfung ihrer Quelleninformation, mit dem Ziel einer polemischen Aussage gegen ihr konstruiertes Feindbild. Alle Achtung. Das dies danebenging ist wieder eine andere Geschichte.

Es ist zwar irgendwie amüsant, dass das Experiment einer FPÖ-Politikerin, ausnahmsweise konkret eine Meinung mitzuteilen, ohne Umwege in den Arsch ging, doch das Lachen wird uns noch vergehen, wenn wir feststellen, dass ihre ParteikollegInnen von nun an verstärkt darauf achten werden, eine solche Konkretisierung ihrer politischen Inhalte zu vermeiden. Die Leute sollen schließlich nicht wissen, woran sie sind. Bei Frau Winter wissen wir es nun in aller Deutlichkeit und das steht ihr nicht gut.

Nun muss ich zur Rehabilitierung des Berufsstandes der Politiker aber noch ein konträres Beispiel für konkrete Aussagen in diesem Bereich anbringen. Doris Bures hatte zum Thema Abtreibung und der ihrer Meinung nach vorhandenen Notwendigkeit, die Pille für danach von der Krankenkassa übernehmen zu lassen, gesagt: „Wenn wir die Möglichkeit haben, traumatische Abtreibung zu verhindern, müssen wir diese Möglichkeit ergreifen.“ Das ist eine Aussage und man kann zu dem Thema stehen wie man will, in meiner 3-Bier-Euphorie hätte ich ihr beinahe einen Heiratsantrag zukommen lassen wollen.

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